Text & Bilder von Arnold Schaffer

Seit meiner Kindheit faszinieren mich unsere heimischen Berge. Vermutlich liegt es vor allem daran, dass ich quasi am Fuße eines Berges aufgewachsen bin. Mein fotografischer Bezug zu alpinen Landschaften entwickelte sich jedoch erst später, in meiner Kindheit habe ich die Bergwelt vor allem in Form von schönen Wanderungen und durch ausgiebigen Wintersport erleben dürfen.

Mittlerweile habe ich in Österreich, Deutschland, Südtirol und Slowenien viele alpine Lebensräume bereisen können und einiges an Erfahrung in Bezug auf das Fotografieren von Berglandschaften gesammelt. In diesem Artikel möchte ich gerne einige meiner Erfahrungswerte an euch weiter geben und meine Herangehensweise beim Fotografieren von Berglandschaften erläutern.

Anstrengende Bergwanderungen?

Schöne Berglandschaften können steil, schroff und unzugänglich sein und du magst jetzt sagen, dass ist mir viel zu anstrengend mit der Fotoausrüstung einen Berg hoch zu laufen. Ist dies aber überhaupt notwendig um schöne Fotos zu bekommen? In den letzten Jahrzehnten wurden alpine Regionen immer besser erschlossen, der Bergtourismus boomt wie nie zuvor und so sind viele schöne Gebiete einfach über Seilbahnen, Hüttentaxis oder Schilifte erreichbar. Mittlerweile gibt es im hochalpinen Gelände viele gut ausgestattete Schutzhütten und sogar Berghotels, in denen du bequem Nächtigen kannst und mit regionalen Köstlichkeiten versorgt wirst. Ob diese Entwicklung positiv ist muss jeder für sich selbst entscheiden. Eines ist jedoch ersichtlich, für schöne Aufnahmen muss nicht unbedingt eine anstrengende Wanderung in Kauf genommen werden.

Fototouren planen

Viele Motive sind im Alpenraum sehr einfach erreichbar. Oft befinden sich die schönsten Fotostandpunkte direkt neben einer Straße. Ich denke hier an Seen in Bergtälern in denen sich die Gipfel der Berge wunderschön spiegeln können. Im Internet, in Bildbänden oder auch durch Tipps von anderen Fotografen, lassen sich sehr einfach tolle Motive finden. Wenn du dein Traummotiv gefunden hast, dann achte darauf, zu welcher Jahreszeit das Licht günstig ins Tal einfällt und die Berge vom Sonnenlicht ausgeleuchtet werden (Stichwort “Alpenglühen”). Manche Motive sind am Morgen besser geeignet, andere wieder Abends. Darauf ist unbedingt zu achten, sonst wirst du enttäuscht sein, wenn die Berggipfel nicht zum leuchten beginnen oder das Licht die Landschaft nicht richtig in Szene bringt. Natürlich muss auch das Wetter mitspielen, es darf nicht zu dicht bewölkt sein, damit die Sonne überhaupt zu den Berggipfeln oder ins Tal durchdringen kann.

Der Almsee in Oberösterreich. Dieser Fotostandpunkt befindet sich nur wenige Gehminuten von der Bundesstraße entfernt. Zu Sonnenaufgang leuchten die Berge im Hintergrund.

Der bekannte Hintersee in Berchtesgaden. Das frühe Morgenlicht fällt hier ins Tal ein und bringt die beiden Inseln wunderschön zur Geltung.

Andere Motive sind durch einen kurze Wanderung gut erreichbar. Eine knappe Stunde Fußweg verschafft häufig bereits den Vorteil, dass du das Motiv für dich alleine in Anspruch nehmen kannst. Vor allem am frühen Morgen nehmen nur wenige Menschen die Anstrengung auf sich noch bei Dunkelheit aufzubrechen, um ein bestimmtes Motiv bei Sonnenaufgang zu erreichen. Doch es lohnt sich, ein Sonnenaufgang in den Bergen kann wunderschön sein. Und die Stille an solchen Orten wird dich beeindrucken.

Die Mandlwand am Hochkönig spiegelt sich bei seitlichen Streiflicht in einer kleine Lacke. Um diesen zauberhaften Fotospot zu erreichen, ist ein Aufstieg über einen Forstweg von einer knappen Stunde notwendig. Dafür ist man hier (fast) immer alleine.

Mit einer Nächtigung auf einer alpinen Schutzhütte oder einem Berggasthof, bist du dem Motiv oft schon sehr Nahe. Viele alpine Unterkünfte liegen an traumhaften Plätzen. Im besten Fall, brauchst du nur vor die Türe zu gehen. Auch hier gilt, dass gute Vorbereitung und die Bereitschaft für frühes Aufstehen zu tollen Fotos führen kann.

Die bekannten “Drei Zinnen” in den südtiroler Dolomiten. Dieses Motiv liegt quasi direkt vor der Haustüre der Schutzhütte.

Es lohnt sich auch mal Nachts vor die Türe der Schutzhütte zu gehen. Bei klarer Sicht kannst du den atemberaubenden Sternenhimmel über dir betrachten.

Ausrüstung bei mehrtägigen Touren im alpinen Gelände

Die schönste Art um sich mit alpinen Landschaften zu befassen ist sicherlich eine ausgiebige Wanderung. Ich denke hierbei an eine mehrtägige Tour auf einem Höhenweg, mit Zelt oder Biwak, oder der Aufstieg zu einer hochalpinen Schutzhütte mit einer gemütlichen Nächtigung in der Hütte. Für solche Touren sollte eine gut Ausrüstung Grundvoraussetzung sein. Auf richtiges Schuhwerk, Funktionskleidung, Regenschutz, Verbandszeug, gutes Kartenmaterial, eine Stirnlampe und ausreichend Proviant ist zu achten. Auch sollte das Wetter stets geprüft werden und bei einer Verschlechterung der Wetterlage der Rückweg rechtzeitig gewählt werden. Es ist auch sehr wichtig, seine Kondition und Trittsicherheit richtig einzuschätzen. Die Beschaffenheit von alpinen Wegstrecken kann sehr anspruchsvoll sein. Achte deshalb auf eine für dich passende Wanderroute die du auch gut bewältigen kannst und verlasse zu deiner eigenen Sicherheit nicht die markierten Wege.

Freiheit und Abenteuer pur – eine Nacht im Biwakzelt hoch oben in den Bergen.

Bei der Auswahl der Fotoausrüstung überlege ich gut was ich auf der Tour überhaupt benötige. Für einfache Tagestouren nehme ich einen mittelgroßen Fotorucksack und reduziere das Gewicht ein wenig, in dem ich unnötige Objektive und Zubehör aus dem Rucksack nehme. So bleibt auch Platz für Jacke und Proviant. Bei Mehrtagestouren mit dem Zelt, verwende ich einen Trekkingrucksack und nehme für die Fotoausrüstung eine kleine Fototasche, die sich im Rucksack unterbringen lässt. Ich reduziere die Ausrüstung auf Kamera, Weitwinkelobjektiv (z.B. 16-35mm f/4), ein kompaktes Teleobjektiv (70-200 f/4), ein leichtes und kompaktes Stativ, Verlaufsfilter und 2-3 Ersatzakkus.

Fotos schiessen

Wie bereits erwähnt, ist gute Vorbereitung alles. Hast du einmal dein Wunschmotiv in den Bergen gefunden, musst du nur noch einen günstigen Zeitpunkt planen um das Foto im richtigen Licht zu schiessen. Vielleicht hilft dir bei der Planung deiner Aufnahmen auch eine App wie PhotoPills oder Google Earth.

Ausgerüstet mit Kamera, Stativ und Filtern, versuche ich stets zeitig beim Motiv vor Ort zu sein, so dass ich keinen Stress bekomme und ich die Natur geniessen kann. So bald ich den Bildausschnitt bzw. die Komposition festgelegt habe, warte ich auf das optimale Licht. Für mich bedeutet dies, dass die Sonne sehr flach in die Landschaft einfällt, am besten von der Seite. Ich fotografiere dann bei verschiedenen Lichtstimmungen, wobei ich es meistens am spannendsten finde, wenn nur die höchsten Berggipfel von der Sonne ausgeleuchtet werden oder durch das Licht Akzente in der Landschaft entstehen.

Die Seiser Alm in den Dolomiten. Nicht immer müssen die Berge glühen, auch schräg einfallendes Licht von der Seite, kann tolle Akzente in der Landschaft setzen.

Ich arbeite bei alpinen Landschaften gerne mit einem Weitwinkelobjektiv um viel von der Landschaft ins Bild zu bekommen bzw. um Bildelemente (Vordergrund, mittlerer Teil und Hintergrund) optimal verteilen zu können. Doch achte ich auch darauf, überflüssige Bildelemente und Störfaktoren auszuschliessen. Hier gilt das Motto: “weniger ist oft mehr”.

Erstes Morgenlicht leuchtet auf die Berge der Glocknergruppe im Nationalpark Hohe Tauern. Der Bildaufbau wurde hier sehr bewusst gestaltet. Der Vordergrund (Grässer), der Mittelteil (die Spiegelung) und der Hintergrund (Berggipfel) bilden eine ansprechende Komposition.

Zu den Kamera Einstellungen: Ich verwende meine Kamera mit ISO 100 am Stativ. Bei Blende 9, 11 oder 13 erreiche ich genügend Tiefenschärfe, um den Vordergrund und den Hintergrund scharf abzubilden. Wenn der Vordergrund sehr nahe am Objektiv mit einbezogen wird, arbeite ich mit Focus Stacking und kombiniere mehrere Aufnahmen bei gleichen Bildausschnitt mit verschiedenen Schärfenebenen. Diese Aufnahmen werden danach in Photoshop zu einem Bild verarbeitet und sind durchgängig scharf.

Die Belichtungszeit ist für mich bei dieser Art der Fotografie meist untergeordnet und passt sich der Blendenöffnung an. Ausser ich benötige eine bestimmte Belichtungszeit (z.B. für eine Langzeitbelichtung), dann ziehe ich einen Neutralgraufilter hinzu um längere Belichtungszeiten zu erreichen. Fast immer im Einsatz habe ich Verlaufsfilter, um den oft sehr hohen Kontrastumfang zwischen Himmel und Landschaft (hell/dunkel) auszugleichen. Mit dem Histogramm prüfe ich bereits vor Ort die Verteilung von Tiefen und Lichtern und die Intensität der verschiedenen Tonwerte. Bei Landschaften mit einem extrem hohen Kontrastumfang, empfehle ich auf jeden Fall eine Belichtungsreihe zu erstellen.

Fazit

Mit guter Vorbereitung, richtiger Selbsteinschätzung und notwendiger Ausrüstung, kannst du wunderschöne Fotos in den Bergen schiessen. Vielleicht musst du die Komfortzone ein wenig verlassen und eine kleine Wanderung auf dich nehmen, doch es lohnt sich auf jeden Fall. Es ist ähnlich wie bei einem Sonnenuntergang am Meer – hast du einmal das Alpenglühen erlebt, möchtest du es bald wieder sehen 🙂 In diesem Sinne wünsche ich euch erlebnisreiche Wanderungen und stets gut Licht!

Falls ihr Fragen zu diesem Thema habt hinterlässt bitte einfach einen Kommentar. Ich freue mich auch über jedes Feedback!