In den letzten Wochen widmete ich mich vermehrt der Natur vor der eigenen Haustüre und in der näheren Umgebung. So besuchte ich auch eine Zieselkolonie und verbrachte einige Stunden mit diesen putzigen Nagetieren. In diesem Artikel möchte ich dir das Ziesel gerne vorstellen und einige Aufnahme-Tipps verraten. 


Steckbrief

Das Europäische Ziesel (Spermophilus citellus) ist ein bodenbewohnendes rattengroßes Nagetier und gehört zur Familie der Hörnchen. Es kommt in den Steppen Südosteuropas, in Österreich und in Teilen des Balkans sowie in der Türkei vor. In Österreich sind sie vor allem in Graslandschaften, in Weingärten und Wiesen, aber auch an Sportplätzen oder Golfplätzen anzutreffen. 

Lebensraum / Lebensweise 
Ziesel leben in Erdhöhlen. Ihr Winterschlaf beginnt bereits im September und endet im März. Im Sommer fressen sie sich erhebliche Fettreserven an. Ziesel haben im Herbst ein fast doppelt so hohes Gewicht wie im Frühjahr. Sie sind ausschließlich tagaktiv und fressen auch nur tagsüber. Die Nacht verbringen sie in ihrer Höhle.

Europäisches Ziesel in einer Wiese beim Fressen einer Pflanze, Brennweite 500mm | F/6,3 | ISO 250 | 1/500 Sek

Ernährung
Ziesel ernähren sich hauptsächlich von grünen Pflanzenteilen, Blüten und Samen, je nach Angebot ergänzen sie ihren Speiseplan mit Wurzeln, Knollen und Zwiebeln. Auch wirbellose Tiere wie Insekten und Regenwürmer werden nicht verschmäht. Bis zum Herbst müssen sie sich ein Fettpolster anfressen, von dem sie den ganzen Winter zehren.

Sinnesleistungen
Die Sinne der Ziesel sind gut ausgebildet, besonders das Auge und das Gehör.

Fortpflanzung
Nach dem Winterschlaf erfolgt die Paarung. Die Jungen werden in der Nestkammer geboren und sind bei der Geburt nackt und blind. Sie wiegen nur etwa 6 g. Nur das Weibchen kümmert sich um die Jungenaufzucht.

Futterneid zwischen zwei Tieren, Brennweite 380mm | F/5,6 | ISO 100 | 1/200 Sek 

Fototipps 

Ausrüstung 
Um Ziesel erfolgreich fotografieren zu können benötigst du ein Teleobjektiv. Meistens reichen 300-400mm Brennweite aus. Wenn die Tiere aber scheu sind ist eine längere Brennweite bis zu 600mm notwendig. Zusätzlich benötigst du eine Bohnensack zur Auflage deiner Kamera und eventuell auch eine Schmutzunterlage für die bodennahe Arbeit. Ein Diffusor kann bei harten Sonnenlicht zur Abschattung eingesetzt werden. 

Bodennah arbeiten 
Um mit den Tieren auf Augenhöhe zu gelangen musst du dich flach mit dem Bauch auf den Boden legen. Nur so erreichst du eine wirkungsvolle Perspektive. Wenn das Gras auf der Wiese etwas höher ist, kannst du dich ein wenig aufrichten. Ein großer Bohnensack ist hier wirklich hilfreich, da man damit die gewünschte Höhe leichter einrichten und das schwere Teleobjektiv auf dem Bohnensack auflegen kann.

Brennweite 480mm | F/5,6 | ISO 250 | 1/800 Sek

Einstellungen an der Kamera 
Ich empfehle dir mit der Zeitautomatik (Blendenvorwahl) zu arbeiten. Achte auf eine große Blendenöffnung damit du eine möglichst kurze Belichtungszeit erreichst. Die Ziesel sind flink und teilweise hektisch, darum ist eine kurze Belichtungszeit unumgänglich. Mit einem etwas höheren ISO-Wert kannst du auch ein lichtschwaches Teleobjektiv zu einem Maschinengewehr umfunktionieren 😉  

Motiv einfangen
Es macht wenig Sinn den Zieseln nachzulaufen. Zudem will man die Tiere ja auch nicht bedrängen. Besser ist es gut zu beobachten wo ihre Bauten sind und wie ihre Bewegungsabläufe stattfinden. Dann sucht man sich eine geeignete Stelle und wartet. Meistens dauert es nicht lange und die Tiere sehen aus ihren Bauten und kommen dann an gewohnter Stelle auch mal vorbei. Im besten Fall bleiben sie dann auch mal länger still, kommen näher und blicken neugierig in das Objektiv. Die Fokussierung erfolgt auf den Kopf bzw. die Augen. 

Brennweite 370mm | F/5,6 | ISO 400 | 1/640 Sek

Bildgestaltung 
Durch die bodennahe Arbeit ist man auf Höhe des Motivs. Da die Ziesel im flachen Gelände leben und es meistens keine störenden Objekte im Vordergrund oder im Hintergrund gibt, bekommt man automatisch schöne seidige Farbverläufe und eine “saubere Hintergrundunschärfe” (Bokeh). Das Tier selbst wird eher formatfüllend festgehalten, damit es als Motiv zur Geltung kommen kann. Ein zu enger Schnitt kann aber auch bedrängend wirken. Also besser etwas mehr Platz lassen und später den Bildausschnitt anpassen. 

Brennweite 500mm | F/5,6 | ISO 250 | 1/640 Sek

Ich hoffe der Artikel hat dir gefallen. Hast du noch Fragen oder Anmerkungen? Hinterlasse hier einfach einen Kommentar! Ich wünsche dir viel Spaß und Erfolg bei der fotografischen Jagd nach dem Ziesel 🙂 

 

Text & Bilder:

Arnold Schaffer

 

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