Rezept für einen Blätterstrudel

Wenn ich in Klammen und an Gewässern unterwegs bin, achte ich immer darauf, ob sich das Wasser irgendwo dreht. Bei solchen Gelegenheiten nehme ich mir für eine Aufnahme dann auch gerne mal etwas mehr Zeit.

Dieses Foto ist während meines Workshops im Soca Tal gemeinsam mit den Teilnehmern entstanden. Man glaubt es kaum, aber diese Aufnahme wurde im strömenden Regen gemacht. Durch eine lange Belichtungszeit sind die Regentropfen nicht mehr sichtbar. Allerdings war ein großer Regenschirm und gegenseitige Unterstützung für die Umsetzung dieser Aufnahme notwendig. 

Wie klappt nun so ein Blätterstrudel?

  1. Bewegung erkennen. Das Wasser drehte sich in diesem Becken sehr langsam. Nur durch genau Beobachtung konnte ich die Bewegung im Wasserbecken überhaupt feststellen. 
  2. Genug Laub. In diesem Fall war bereits etwas Laub im Wasser. Ich musste keine weiteren Blätter hinzufügen. 
  3. Lange Belichtungszeit. Je nach Geschwindigkeit und Dynamik des Wassers, wird die Bewegung bzw. Drehung erst durch eine lange Belichtungszeit sichtbar. 
  4. Graufilter mit hoher Dichte. Um eine lange Belichtungszeit zu erreichen ist ein sehr dunkler Graufilter notwendig. Ich empfehle Filter mit einem 64-fachen oder 1000-fachen Verlängerungsfaktor. Zusätzlich empfehle ich einen Polfilter zur Reduzierung von Reflexionen. 

Stelle alles an deiner Kamera soweit ein und fokussiere dein Motiv genau damit du eine gute Schärfe hast. Dann schalte die Fokussierung auf manuell um, damit sich nichts mehr verstellen kann. Achte auf die angezeigte Belichtungszeit ohne Filter. Danach wird der Filter angebracht. Damit reduziert sich das Licht und eine viel längere Belichtungszeit wird ermöglicht. Mit Hilfe eines Apps oder mit einer Tabelle, kannst du die optimale Belichtungszeit (Verlängerungsfaktor) ausrechnen. Im manuellen Modus deiner Kamera verlängerst du nun die Belichtungszeit entsprechend wie du es mit Hilfe des Apps berechnet hast. Dazu musst du je nach Kamera den Bulb-Modus aktivieren. Ausserdem ist dann auch ein Kabel bzw. Fernauslöser erforderlich.

Und dann geht es los! Du startest deine Aufnahme und gleichzeitig auch einen Timer, wo du zuvor bereits die berechnete Belichtungszeit eingegeben hast. Bei DSLRs: Achte darauf dass das Okular verschlossen bzw. abgedeckt ist, damit kein Störlicht über den Spiegel einfällt. 

Je nach Drehgeschwindigkeit des Gewässers ist eine bestimmte Belichtungszeit erforderlich. Nach meiner Erfahrung sind zwischen 20 bis 300 Sekunden notwendig. Am besten einfach verschiedene Belichtungen ausprobieren. Mit Hilfe von unterschiedlichen Graufiltern und durch Veränderung der Blende sind völlig unterschiedliche Effekte möglich. Ich wünsche gutes Gelingen! 

ISO 100 | Brennweite 17mm | Blende 11 | Belichtungszeit 196 Sekunden 
NiSi Polfilter + NiSi ND 64 | Berechnung der Belichtungszeit mit einem App