Text & Bilder von Sven Herdt
Die kleine Insel Helgoland in der Nordsee gehört zu einer sehr beliebten Destination für Wildlifefotografie. Im Frühling und Sommer hat man ein sehr reiches Vogelvorkommen. Ja einige Seevogelarten gibt es sogar nur hier in ganz Deutschland. Die Kegelrobben sind ganzjährig auf der Düne, wobei mit Sicherheit der Winter von Mitte November bis Mitte Dezember der spektakulärste Moment in ihrem Leben ist. Jetzt kommen die jungen Kegelrobben zur Welt und die Düne quillt über mit Tieren! Tiere hat man somit einige auf dieser kleinen Insel. Die Tiere sind einfach zu fotografieren, da man sich ihnen sehr nahe kommt. Egal ob Vögel oder Robben man kommt mit Sicherheit zu zufrieden stellenden Ergebnissen in nur kurzer Zeit. Doch finde ich es immer schön Hintergrund zu seinen Motiven zu haben und mehr über die Tiere und Regionen zu erfahren. Deshalb hier ein paar Fakten rund um Helgoland…
Geschichte:
ca. 6000 v. Chr. durch den ansteigenden Meeresspiegel nach der Eiszeit wird die Verbindung zum Festland getrennt
1231: Erste berichte in Dokumenten. Helgoland gehört zum dänischen Staatsverbund.
1402: Die Insel gehört nun zum Herzogtum Schleswig.
1714: Helgoland wird von den Dänen besetzt und zur Festung ausgebaut.
1720: Nach einem schweren Sturm wird die Hauptinsel und von der heutigen Düne abgetrennt. Dies wurde durch den Abbau von Kreide noch begünstigt.
1806: Durch die von Napoleon gegen England verhängte Kontinentalsperre entwickelt sich Helgo- land zu einem Schmuggelplatz.
1807: Die Insel wird von England besetzt und als Kolonie behandelt
1826: Das “Seebad Helgoland” wird durch Jakob Siemens in Form einer AG gegründet. Dies war der Grundstein für die heutige Bedeutung der Insel
1890 Das Deutsche Reich erhäl t im Tausch gegen ostafrikanische Kolonialrechte Helgoland. Dies wurde im Sansibarvertrag festgelegt.
Während des 1. Weltkrieg werden die Helgoländer evakuiert und die Insel wird zum Marinehafen ausgebaut. Nach ihrer Rückkehr geht der Ausbau für den 2. Weltkrieg auch noch weiter.
1945 Die Alliierten bombardieren Helgoland. Die Insel wird erneut evakuiert und die Bewohner in über 150 Städte verteilt. Trotz des Verbots bleiben die Helgoländer in Kontakt und legen so bereits zu dieser Zeit den Grundstein für eine mögliche Rückkehr.
1947: Am 18.04.1947 erlebt die Welt die bis zu diesem Zeitpunkt größte nicht atomare Sprengung, den sogenannten “Big Bang”. Die Insel übersteht auch diesen Angriff, vermutlich aufgrund des porösen Buntsandsteins, der die Wucht der Sprengung abfederte.Lediglich die Südspitze der Insel wurde zerstört und das Mittelland entstand.
1952: Nach Protesten gegen Übungsbombardierungen beginnt der Wiederaufbau der Insel
1960: Es leben wieder 2000 Einheimische auf der Insel. Die Normalität kehrt allmählich wieder ein. Heute… ist Helgoland ein beliebtes Urlaubsziel. Viele Touristen kommen tageweise genießen die frische Luft und kaufen zollfrei ein.

Basstölpel am Vogelfelsen
Vögel am Vogelfelsen:
Basstölpel:
Die wohl auffälligsten Vögel auf Helgoland sind die Basstölpel. Sie sind erst seit 1991 wieder auf Helgoland als Brutvogel anzutreffen. Dieser weiße Vogel ist der größte Hochseevogel des Nordatlantiks. Sein Kopf ist gelblich gefärbt und er besitzt schwarze Flügelspitzen. Sie haben einen grauen spitzen Schnabel und einen bläulichen Ring um ihre Augen. Die Basstölpel haben eine Spannweite von 165 – 180cm und wiegen dabei ca. 3kg. Die Brut dauert 44 Tage und die Aufzucht der Jungen weitere 90 Tage. Jedes Brutpaar hat dabei nur ein Ei im Gelege. Die Nester befinden sich an Klippen. Sie werden aus angehäuften Tang, Algen und Treibgut gebaut und mit Schlamm sowie Guano befestigt. Leider verwenden die Vögel auf Helgoland sehr viel Plastik und Schnüre welche sie im Meer finden. Daher kommt es immer wieder zu Tieren, welche sich verhängen und qualvoll verenden. Nach dem schlüpfen sind die Jungen zuerst einmal nackt und schwarz. Da- nach bekommen sie eine weißes Daunenkleid. Sie sind schwarz weiß gesprenkelt und nach einem Jahr können sie noch immer braun sein. Erst nach 4-5 Jahren haben sie ihre schwarzen Federn ganz abgelegt und sehen aus wie die Altvögel. Basstölpel ernähren sich von Heringen, Sandaalen, Makrelen und auch Fischabfällen. Um an ihre Nahrung zu gelangen, stoßen sie aus bis zu 40m Höhe senkrecht in das Wasser und erbeuten dabei die Fische. Sie sind unter Wasser auch wendige Taucher. Während des Fluges kommt es zu kräftigen Flügelschlägen mit längeren Gleitphasen dazwischen. Die ersten Basstölpel kommen bereits Mitte Januar nach Helgoland. Die Brut beginnt Anfang Mai und Ende September ist dann auch der letzte Vogel vom Lummenfelsen wieder verschwunden.

Basstölpel bei der Gefiederpflege im schönen Gegenlicht.
Trottellummen:
Von diesen Vögeln hat der Lummenfelsen der Insel seinen Namen. Auch wenn sie in anderen Ländern wie Schottland zu tausenden auftreten, bietet in Deutschland nur der Vogelfelsen auf Helgoland die nötigen steilen und zerklüfteten Klippen welche zum Brüten notwendig sind. Die Bauchseite hat eine weißliche Färbung während der Rücken schwarzes Gefieder aufweist. Die Trottellummen sind ca. 40 cm lang bei einer Spannweite von 65-70cm und wiegen in etwa 1kg. Auf den Felsen sind die Vögel auch etwas unbeholfen beim gehen. Daher auch ihr Name „Trottel“. Sie bewegen sich wie ein Trottel… 😉 Jedoch sind sie gute Schwimmer und Taucher. Im Vergleich zum Torfalk ist der Schnabel viel spitzer und dünner. Ja der ganze Vogel wirkt etwas zierlicher. Eine weitere Variante ist die Ringellumme. Diese hat einen weißen Ring um die Augen. Die Trottellummen sind gesellige Tiere und nisten in großen Brutkolonien an Felswänden. Sie haben nur ein Ei im Gelege und brüten zwischen 32 und 33 Tage. Die Aufzucht dauert dann weitere 49 – 70 Tage. Danach, Mitte – Ende Juni, machen die Jungvögel den bekannten Lummensprung. Sie springen aus ca. 50m in die Tiefe. Teilweise knallen sie hart aufdie Felsen oder den Betonboden. Doch tut ihnen das nichts. Zum einen bremsen sie etwas mit ihren kurzen Flügeln und zum anderen haben die Kleinen eine Art Knautschzone (Luftsäcke im Körper) die den Aufprall abfedern.

Eine Trotellumme am typisch roten Felsen.
Tordalk:
Tordalke ähneln im Aussehen etwas den Trottellummen. Doch bei genaueren hinsehen sind sie durch ihren kürzeren Hals, längeren Schwanz und vor allem den dickeren Schnabel leicht zu unterscheiden. Die Tordalke wirken etwas kräftiger als ihre verwandten die Trottellummen. Sie besitzen einen schwarzen Hals, Kopf sowie Rücken. Die Brust und der Bach sind weißlich gefärbt. Am Schnabel besitzen die Vögel zwei auffällige weiße Streifen. Ebenso sieht man am Flügel einen weißen dünnen Querstreifen. Wie die meisten der hier beschriebenen Seevögel kommen auch die Tordalke in Deutschland nur nach Helgoland zum Brüten. Der größte Bestand ist auf Is- land mit ca. 70% des Weltbestandes. Außerhalb des Nordatlantiks gibt es keine Verbreitung dieser Vogelart. Die Tordalke sind wendige Schwimmer. Sie erbeuten die Fische unter Wasser und nutzen ihre kurzen Flügel für den Antrieb wie auch andere Alkenvögel. An Land hingegen wirken sie etwas tollpatschig und unbeholfen.

Ein Tordalk mit sehr viel dickeren Schnabel als die Lummen.
Eissturmvogel:
Wenn man diese Vögel nicht kennt wird man sie wahrscheinlich mit einer Möwe verwechseln. Die Form ist sehr ähnlich die einer Möwe. Der Kopf, Hals sowie Bauch sind weißlich gefärbt. Die Flügel haben an der Oberseite eine silbergraue Färbung. Von unten sind sie etwas dunkler. Die Vögel werden bis zu 50cm lang und haben eine Spannweite zwischen 100 – 112cm. Dabei besitzt er ein Gewicht von 800g. Weiter besitzt er auffällige dunkle große Augen. Das markanteste Merkmal, welches ihn von Möwen unterscheidet, ist wohl der Schnabel. Dieser ist kurz und dick, oben graublau und unten gelblich. Die Nasenöffnungen befinden sich oberhalb des Schnabels in Röhren. Dieses Merkmal verleiht den Vogel seinen Namen. Beim Fliegen flattern Eisvögel ein paar mal und gleiten dann mit steifen Flügeln weiter. Im Herbst und Winter leben die Vögel auf dem offenen Meer. Danach kehren sie auf die Vogelklippen zurück. Wie die meisten Seevögel haben sie dann auch nur ein Ei in ihrem Nest. Das dann 52-53 Tage ausgebrütet wird. Die Aufzucht der Jungen dauert danach ungefähr weitere 49 Tage. Während der Zeit an Land können die Vögel ihre Feinde mit Magenöl bespucken und dadurch vom Nest verscheuchen. In ganz Deutschland nistet der Vogel nur auf Helgoland. Hier nimmt der Bestand auch stetig zu. In anderen Ländern gibt es große Vorkommen. so gibt es in Island ca. 1 000 000 Brutpaare.

Eissturmvogel im Flug.
Weitere Vögel auf Helgoland und der Düne sind z.B Austernfischer, Flussregenpfeifer, Brandseeschwalben und viele weitere die gerade durchziehen… Auch kommt es fast jeden Frühling zu ei- ner Sichtung eines Albatrosse der häufig für mehrere Wochen Helgoland besucht. Eigentlich kommt bei uns diese Vogelart nicht vor. Bisher ist nicht geklärt wie er auf unsere Seite der Erdhalbkugel gelangt ist.

Der einzige wilde Albatross unserer Erdhalbkugel.
Kegelrobben:
Die Kegelrobbe ist im Jahr 2001 wieder nach Helgoland zurückgekehrt. Sie wurden bis Mitte der 70er Jahre stark bejagt und waren in Deutschland bereits kurz vor der Ausrottung. Daraufhin wurden Nationalparks gegründet. Seit dieser Zeit hat sie sich enorm erholt. Im Jahr 2015/16 kamen 317 kleine Heuler zur Welt. Die Kegelrobbe ist das größte Raubtier in Deutschland. Sie sind perfekt für das Meer angepasst. Ihre spindelförmige Form lässt sie widerstandslos durch das Wasser gleiten. Ihre Hinterbeine dienen als Antriebsflosse während die Vorderbeine zum Rudern dienen. Zwischen ihren Zehen befinden sich Schwimmhäute. Ihre Fettschicht auch Blubbert genannt dient als Isolierung im kalten Wasser. Um den Stoffwechsel zu reduzieren werden beim Tauchen nur Gehirn, Herz und Muskeln gut durchblutet. Das Blut kann mehr Sauerstoff aufnehmen als dies bei Landsäugetieren möglich ist. Mit dem Myoglobin haben sie einen zusätzlichen Sauerstoffspeicher im Muskel. Kegelrobben haben einen guten Geruchssinn. Mit ihren Barthaaren können sie Druck- und Strömungsänderungen wahrnehmen. Ein ausgewachsenes männliches Tier bringt bei einer Länge von max. 220cm bis zu 300kg auf die Waage. Die Weibchen dagegen werden nur ca. 180cm lang und wiegen dabei in etwa 150 kg. Vom Seehund sind sie durch ihre massige Gestalt und ihren spitz zulaufenden Kopf zu unterscheiden. Im November und Dezember ist auf Helgoland ein großes Durcheinander. Die kleinen Robbenbabys kommen mit ca. 10-14kg zur Welt. Sie sind dann noch in weißen Pelz gehüllt und können durch den Pelz auch noch nicht schwimmen. Doch schon nach 3 Wochen haben sie 50kg und eine dicke Speckschicht durch die nahrhafte Milch der Mutter. Nach dem Fellwechsel, mit etwa 3-6 Wochen, ist es dann auch Zeit für sie, in ihr Element einzutauchen. Kegelrobben werden mit 4-7 Jahren geschlechtsreif. Doch erst mit etwa 10-15 Jahren sind sie vollständig ausgewachsen. Auch Seehunde findet man auf Helgoland. Diese sind kleiner als die Kegelrobbe und ihre Männchen bekommen max. 100kg auf die Waage. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal wäre der Kopf. Dieser ist bei den Kegelrobben wie der Name schon sagt Kegelförmig und nicht so markant ausgeprägt wie bei dem Seehund.

Junge Kegelrobbe nach wenigen Tagen.

Ein sich nähernder Kegelrobbenbulle. Kaum zu glauben wie schnell sie diese Massen bewegen können.