Ich hoffe, es geht euch allen gut in diesen unsicheren Zeiten!
In meinem Umfeld ist glücklicherweise noch niemand von dem Virus betroffen, aber es fällt mir dennoch irgendwie schwer, in diesen turbulenten Zeiten einen Blogeintrag über das Thema Naturfotografie zu schreiben. Dennoch möchte ich euch einen kleinen Einblick in meine bisherige Frühblüher-Saison 2020 geben.
Einleitung
Seit nunmehr zehn Jahren freue ich mich immer besonders auf die Frühblühersaison. Gerade nach einem so regnerischen Winter wie diesem, sind die ersten Farbtupfer in der Natur immer eine große Freude. Aber in diesem Jahr werde ich wohl so wenig Zeit mit diesen Pflänzchen verbringen wie niemals zuvor. Alle Fotokurse zu diesem Thema sind nun abgesagt und selbst wenn ich gelegentlich alleine bei den Pflanzen war, schweifen die Gedanken oftmals ab und es mag einfach keine so richtige Freude aufkommen.
Neue Wege…
Wenn man sich bereits derart häufig mit einem Thema beschäftigt hat, ist es in meinen Augen extrem wichtig, sich immer mal wieder zu neuen Herangehensweisen zu motivieren. Daher hatte ich mir in diesem Jahr die Verwendung untypischer Brennweiten und das Fotografieren extremer Details vorgenommen.
Die Sache mit den untypischen Brennweiten habe ich gleich bei meiner ersten Frühblühertour zu den Märzenbechern recht intensiv betrieben. Denn hier habe ich fast ausschließlich das Nikon 4/600mm FL eingesetzt. Mit langen Brennweiten habe ich schon immer gerne Pflanzenfotografie betrieben. Aber dieses Tele ist dann doch sehr extrem dafür. Und was soll ich sagen, die Schärfe, die Kontraste und auch die „Plastizität“ der Bilder sind nochmals besser als mit meinem geliebten 2,8/300mm VRII. Klar, die Naheinstellgrenze von ca. 4,4m ist für die Pflanzenfotografie schon grenzwertig und nach so einer Fotosession brennen auch die Oberarme, aber die Bildergebnisse sprechen für sich.
Aus rund 6m Distanz wurde dieser Märzenbecher vor einem Bach fotografiert, welcher im Abendlicht glitzerte.
Nikon D850 | AF-S 4/600mm FL
600mm | f/4 | 1/160sek | ISO200
Was das Fotografieren kleinster Details mit Abbildungsmaßstäben größer 1:1 anging, habe ich bis jetzt immer Zwischenringe oder Nahlinsen zur Hilfe genommen. Allerdings war ich mit den Ergebnissen nie so 100% zufrieden. Seit neuestem nutze ich dafür nun das Laowa 2,8/100mm Ultra-Makro, welches einen Abbildungsmaßstab von 2:1 ermöglicht. Dieses Objektiv ist sowohl hinsichtlich der Verarbeitungsqualität als auch der optischen Leistung beeindruckend. Bereits bei Offenblende ist die Schärfe grandios und im Zusammenspiel mit dem extremen Abbildungsmaßstab ergeben sich nun Möglichkeiten, welche vorher kaum denkbar gewesen wären. Auch der Arbeitsabstand von rund 7cm zur Frontlinse bei maximaler Vergrößerung ist sehr angenehm.
Mit dem Laowa 2,8/100mm ist ein regelrechtes “Eintauchen” in die Pflanzen möglich.
Nikon D850 | Laowa 2,8/100mm
100mm | f/4 | 1/250sek | ISO1600
Die Schärfe ist bereits bei Offenblende hervorragend. Bei dem hier gezeigten Bild handelt es sich annähernd um einen 100% Ausschnitt.
Nikon D850 | Laowa 2,8/100mm
100mm | f/2,8 | 1/800sek | ISO400
Die große Offenblende und der extreme Abbildungsmaßstab ermöglichen sehr verträumte Bilder.
Nikon D850 | Laowa 2,8/100mm
100mm | f/28 | 1/250sek | ISO800
… und Altbekanntes
Aber selbstverständlich schlägt man doch auch immer wieder bekannte Pfade ein. So würde ich niemals ohne mein Walimex 2/135mm oder ohne mein Nikon 2,8/300mm VRII zu den Frühblühern aufbrechen. Die Einsatzmöglichkeiten und die Bildergebnisse dieser beiden Objektive liebe ich dafür viel zu sehr.
“Never change a running system”… Eine nasse Wiese, eine Pflanze im Gegenlicht und dazu dass 2,8/300mm – das gehört irgendwie einfach zusammen.
Nikon D850 | AF-S 2,8/300mm VRII
300mm | f/2,8 | 1/800sek | ISO320
Was das Bokeh angeht, ist das 2/135mm von Walimex immer noch eine Klasse für sich.
Nikon D850 | Walimex 2/135mm
135mm | f/2 | 1/3200sek | ISO64
Ich hoffe, dass ich euch mit diesen Bildern ein wenig Abwechslung zu den doch weitestgehend beängstigenden Nachrichten der letzten Tage bieten konnte.
Tolle Bilder und ein schöner Einblick!
Ich hab das Walimex heuer aufgrund des Berichts in deinem Blog gekauft und bin super glücklich damit! LG, Nadine
Danke, Nadine!
Nach wie vor ist das Walimex 135mm für solche Pflänzchen auch meine absolute Liebling-Linse!
Beste Grüße,
Stefan
Hallo Nadine, hallo Stefan,
die Weitwinkelobjektive von Walimex haben Schwächen bei der Auflösung. Vom 135er bin auch ich begeistert. Das ist ein Kracher in jeder Beziehung!
Stefan, Du benutzt das Laowa-Makro mit 2:1-Abbildungsmaßstab. Kannst Du diesen Look nicht auch mit Ausschnittsvergrößerung bei einem 1:1-Makro erreichen? Auch hier ist die Tiefenschärfe bei offener Blende sehr gering.
Schöne und gesunde Fotogrüße an alle von
Bernd
Hey Bernd,
was das Walimex angeht, kann ich dir nur zustimmen!
Der Bildlook des Laowas lässt sich so ohne weiteres nicht erzeugen.
Das 105mm Makro von Nikon beispielsweise hat ja an der Naheinstellgrenze eine tatsächliche Blende von f/4,8.
Das ist bei allen innen fokussierenden Objektiven ein ganz normaler Effekt an der Nahgrenze.
Wenn du dann noch einen 2x Ausschnitt ziehst, entspricht die Ausdehnung der Schärfentiefe und auch das Bildfeld also eher einem einem 210mm f/10. Wobei das auch nicht ganz stimmt, da sich im Nahbereich die tatsächliche Brennweite auch etwas verkürzt.
Da das Laowa de facto ein außen fokussierendes Objektiv ist, ist dieser Effekt deutlich weniger ausgeprägt – einen ganz genauen Wert der Blende kann ich dir aber nicht nennen, da dieser ja nicht übertragen wird.
Auf jeden Fall ist der Bildeindruck des Laowas an dern Nahgrenze mit keinem meiner Makros (Nikon 105mm VR, Tamron 90mm VC, Sigma 150mm OS) auch nur ansatzweise vergleichbar, selbst wenn ich im Nachhinein einen entsprechenden Ausschnitt ziehe.
Beste Grüße,
Stefan