Jedes Jahr von Anfang November bis Ende Dezember ereignet sich auf der einzigen Hochseeinsel Deutschlands ein einzigartiges Spektakel. Auf Helgoland kommen die Kegelrobben zur Welt. Dies kann man vor Ort aus nächster Nähe beobachten und fotografieren. Wie schon die letzten Jahre wollte ich mir dieses Ereignis nicht entgehen lassen. So war ich mit zwei Workshopgruppen vor Ort und verbrachte hier neun spannende Tage.

Text & Bilder von Sven Herdt

Schwierige Anreise

Die Anreise war die erste Hürde. Am Abend vor der Fähre in Cuxhaven, bekamen wir die Mitteilung, dass wegen starken Sturmes die Überfahrt ausfällt. Ich versuchte alle Möglichkeiten abzuwägen und war schon etwas in Sorge. Doch dies total unbegründet. Am frühen Morgen reservierte ich die letzten Sitzplätze eines 10-Mann Fliegers. Also ging es bei Böen bis Windstärke 10 los. Wir waren froh Helgoland pünktlich zum Workshopbeginn erreicht zu haben.

Am Tag der Anreise gab es einen heftigen Sturm.

 

Am selben Tag geboren…

 

Schon auf der Landebahn bekamen wir bereits die ersten Robben zu Gesicht. Die hier manchmal kreuz und quer alles blockieren. Da es sowieso bereits Nachmittag und an Fotografie nicht zu denken war, machten wir es uns in unserem Ferienhaus gemütlich und genossen einen entspannten Abend mit etwas Theorie. So konnten wir am nächsten Morgen gleich sehr früh starten. Der Sturm ließ nach und die folgenden Tage waren wir von früh bis abends unterwegs. Es war wieder ein Erlebnis diese Einblicke in das Robbenleben erfahren zu dürfen.

Um diese Bilder zu erreichen ist das Wichtigste so weit runter wie nur möglich.

 

Der Großteil des Jahres ist eher unspektakulär. Dann liegen die Tiere in einer Kolonie zusammen und robben hin und wieder ins Wasser um zu fischen. Doch im Winter sieht man Bullenkämpfe und säugende Jungtiere. Die Robben sind auf den kompletten Strandabschnitten der Düne verteilt. Die Bullen vertreiben Rivalen aus ihren Revieren und die Mütter schützen ihre Jungen. Es geht wirklich heiß her. Man muss wirklich mit Verstand an die Sache gehen. Einmal zum Schutz der Tiere aber auch zum Eigenen. Schließlich ist die Kegelrobbe Deutschlands größtes Raubtier. Ausgewachsene Bullen bekommen bis zu 300kg auf die Waage.

Die Muttermilch der Mutter ist sehr Nahhaft. Nach 3-4 Wochen sind aus 14kg ungefähr 50kg geworden.

 

Liebe im Sandsturm 😉

Robben auf Helgoland – eine Erfolgsgeschichte

Die Kleinen hingegen kommen mit etwa 14kg zur Welt. Doch bereits nach 3-4 Wochen wiegen sie 50kg. In den neun Tagen vor Ort konnte ich bei den einzelnen Jungtieren eine enorme Entwicklung beobachten. Aus süßen Babys werden bereits wohlgenährte Würste 😉 Dieses Jahr kamen über 400 Kegelrobben zur Welt. Enorm wenn man bedenkt, dass die Kegelrobbe erst wieder seit 2001 auf Helgoland lebt. Jedes Jahr werden neue Rekorde verzeichnet. Was auch wirklich sehr gut ist. Nur für die Fotografen wird es immer schwieriger. Bei Flut kann man nur noch den Südstrand betreten um gute Fotos zu machen. Da die anderen Strände so voller Robben sind, dass ein Durchkommen und entspanntes Fotografieren unmöglich ist.

verträumtes Highkey. Gerne mache ich hier Überbelichtungen von bis zu 3 Blendenstufen.

 

Detail der Flosse einer Babyrobbe. Auch die Kleinen haben bereits ziemliche Krallen.

 

Erst bei Ebbe kann man die Düne umrunden und sich auch gut am Nordstrand bewegen. Aber trotz alledem, an Motiven fehlt es bei Flut nicht und bei Ebbe erst recht. Es war wieder ein wunderbares Erlebnis und ich komme nächstes Jahr zurück, soviel ist sicher…