Text von Arnold Schaffer / Alle Bilder Copyright Christoph Kaula

Interview mit Naturfotograf Christoph Kaula

Diese Woche haben wir für Euch Christoph Kaula im Interview. Christoph wurde 1990 in Frankfurt am Main geboren. Aufgewachsen ist er in Mittelhessen zwischen dem Taunus und der Wetterau. Durch seine Familie lernte er die Natur bereits früh kennen, seine Begeisterung für Fauna und Flora wuchs ständig und hält bis heute an. 

Der begeisterte Ornithologe verbringt seine Zeit am liebsten im skandinavischen Raum, hat aber auch bereits die Falklandinseln, Costa Rica und Südafrika bereist und dabei viele interessante Tierarten vor die Linse bekommen. Er widmet sich aber auch der heimischen Tierwelt und konnte an verschiedenen Artenschutz-Projekten mitwirken. 

4Nature-Photographers: Vielen Dank Christoph, dass du dich für das Interview bereit erklärt hast. Wir freuen uns, von einem sehr talentierten Tierfotografen und ausgebildeten Biologen zu erfahren. Wie hat eigentlich alles bei dir begonnen? Wie war deine fotografische Laufbahn, seit wann beschäftigst du dich mit der Tierfotografie? Und worin liegen deine fotografischen Schwerpunkte?

Christoph: Meine halbe Familie hat fotografiert und so schnappte ich mir vor einigen Jahren die Kamera von meinem Großvater. Motive fand ich im Garten: Von Zauneidechse bis Taubenschwänzchen war alles dabei. Während meines Biologie-Studiums vertiefte ich mich dann in die Naturfotografie. Professionell wurde es auf meiner ersten Forschungsreise. Mir bot sich die einmalige Gelegenheit auf die Falklandinseln zu reisen, um dort an Pinguinen zu arbeiten. Weil ich so schnell nicht wieder an solch einen Ort kommen konnte und kann, verbrachte ich meinen Feierabend fast ausschließlich mit der Fotografie. Wie damals und auch heute liegt mein Schwerpunkt auf der Vogelfotografie, mittlerweile habe ich mich nochmals auf Eulen spezialisiert. 


4NP: Inwieweit hat deine Ausbildung als Biologe in deiner fotografischen Arbeit Auswirkung? Wie würdest du das beschreiben?

Christoph: Meine Ausbildung ermöglichte mir mehrere Reisen ins Ausland, zum Beispiel auf die bereits erwähnten Falklandinseln oder auch Skandinavien. Dort hatte ich zum Teil Zugang zu Gebieten, an die Touristen normalerweise nicht kommen. Ein Privileg, für das ich sehr dankbar bin. 

Artenkenntnis habe ich mir weitestgehend selbst beigebracht. Hunderte Stunden verbrachte ich in der Natur und habe das Verhalten verschiedener Tierarten studiert. Doch nicht nur die Tierarten unterscheiden sich im Verhalten, auch die einzelnen Individuen haben ihren eigenen Charakter und verhalten sich oft sehr unterschiedlich. 

Felsenpinguin / Falklandinseln / Foto Copyright Christoph Kaula


4NP: Du konntest bei verschieden Projekten wie „Wiener Wildnis“ oder bei der „Rückkehr der Habichtskauze“ fotografisch mitwirken. Magst du uns davon ein wenig erzählen? Worin bestand deine Aufgabe? 

Christoph: Beide Projekte könnten nicht unterschiedlicher sein. Wiener Wildnis wurde von Verena und Georg Popp-Hackner gegründet. Zwei erstklassige Fotografen, welche die wilde Seite einer Großstadt zeigen wollen. Ich darf ein Teil dieses Projektes sein und fokussierte mich somit auch auf die urbane Naturfotografie. Insbesondere die vom Aussterben bedrohten Feldhamster habe ich fotografiert. 

Feldhamster / Projekt Wiener Wildnis / Foto Copyright Christoph Kaula

Die Wiederansiedelung der Habichtskäuze ist ein wissenschaftliches Projekt der Vetmed Uni, geleitet von Dr. Richard Zink. Durch ein Praktikum und meinen biologischen Background konnte ich in das Projekt schnuppern. Erhalten blieb eine Freundschaft und das Vertrauen, diese sehr seltene Eule fotografieren zu dürfen. Das Projekt wurde immer mehr zu einer Herzenssache und daher freut es mich umso mehr, dass heuer zum zehnjährigen Jubiläum des Projektes ein Bildband mit einigen Bildern von mir und meiner Projektpartnerin Jessica Winter entstanden ist.

 

Habichtskauz / Projekt Wiederansiedlung der Habichtskäuze / Foto Copyright Christoph Kaula


4NP: Nun zu deinen genialen Bildern. Dein Portfolio beinhaltet einzigartige Aufnahmen aus der Tierwelt mit einem besonderen Bildstil. Gibt es ein bestimmtes Foto, dass einen sehr hohen Wert für dich hat oder einen besonderen Moment wiederspiegelt? Magst du uns dieses Bild zeigen und davon erzählen? 

Christoph: Es gibt mittlerweile einige Bilder, mit denen ich ganz besondere Momente und Emotionen verbinde. Noch vor wenigen Jahren hätte ich ein Bild von den Falklandinseln gewählt. Mittlerweile denke ich etwas anders, denn Skandinavien ist zu meinem Ort der Ruhe und Erholung geworden. Immer wieder denke ich darüber nach, ob ich nicht nach Schweden auswandern sollte. Daher wähle ich dieses Bild eines Unglückshähers aus dem nördlichen Schweden. Vor vier Jahren durfte ich das erste Mal an dieser Art in Lappland arbeiten. Seit dem war ich fast jedes Jahr wieder vor Ort und meine Sehnsucht vergeht trotzdem nicht.

Unglückshäher / Lappland / Foto Copyright Christoph Kaula  

Neben den Emotionen war es auch eine geniale Situation, die sich in all den Jahren nicht mehr wiederholte. Es war Herbst und die Nacht kalt. Raureif legte sich über die Grashalme und als die ersten Sonnenstrahlen auf eine kleine Offenfläche fielen, brach sich das Licht in den Eiskristallen. Eines meiner Studienobjekte, ein junger Unglückshäher, machte die Szenerie perfekt. 

 

4NP: Für unsere Leser ist es bestimmt auch interessant ein wenig über dein Equipment zu erfahren. Welches Kamerasystem kommt zum Einsatz und welche Objektive verwendest du für deine Aufnahmen? Welche Hilfsmittel würdest du empfehlen? Wie sieht es mit der digitalen Bildbearbeitung aus, ist diese bei dir sehr umfangreich oder einfach gehalten?

Christoph: Ich nutze von Anfang an Canon-Equipment. Darunter ein ef400mm 2.8 IS II, ein 70-200er und mehrere Weitwinkel-Objektive. Die lichtstarken Teleobjektive helfen mir bei wenig Licht, zur Hauptaktivitätszeit vieler Eulen, noch brauchbare Bilder zu schießen. Ganz wichtig sind dabei ein Stativ und ein Kabelfernauslöser. Außerdem sollten immer genug Akkus im Rucksack sein, denn ich nutze bei wenig Licht fast ausschließlich den Liveview um Vibrationen durch den Spiegelschlag zu minimieren. Hohe ISOs gehören mitteile zu meinem Alltag. Doch das stört mich nicht, denn das Rauschen bringt oft etwas Emotion in ein sonst trostloses Bild. Ich bearbeite meine Bilder ausschließlich mit Adobe Lightroom. Immer im Rahmen internationaler Fotowettbewerbe.

 

4NP: Als Tierfotograf kann man sicherlich weite Reisen auf sich nehmen um bestimmte Arten abzulichten. Wie sieht es bei uns in Deutschland und Österreich aus? Welche interessanten Arten können wir sozusagen vor unserer Haustüre entdecken und fotografieren?

Christoph: Mitteleuropa hat unglaublich viel zu bieten. Allein die Arten, die in Wien leben reichen aus, um die Stadt nicht mehr zu verlassen. Manch einer wird überrascht sein, doch auch der Uhu, unsere größte Eule, ist zum Kulturfolger geworden. Fast jede größere Stadt in Deutschland ist mittlerweile Uhurevier, in Österreich ist es nur eine Frage der Zeit bis die Eulen in die Städte kommen. Seltenheiten wie Elch oder Braunbär durchstreifen immer mal wieder unsere Länder, doch sollten wir den Blick für unsere häufigen aber doch wunderschönen Arten, wie Möwen, Tauben, Enten und vieles mehr, nicht verlieren. Wir reisen weit um spektakuläre Tiere zu sehen, doch unsere Tierwelt muss sich nicht verstecken. 

Junge Stockente / Auch die heimische Tierwelt kann interessant sein / Foto Copyright Christoph Kaula

 

4NP: Naturfotografie ist heutzutage so populär wie noch nie. Wie hat sich deiner Meinung nach die Naturfotografie entwickelt? Was gefällt dir gut und was findest du bedenklich?

Christoph: Ich finde es großartig, dass das Interesse an der Natur so sehr gestiegen ist. Insbesondere bei jungen Menschen. Früher war es noch schwer Gleichgesinnte zu finden, heute sind wir alle über soziale Medien vernetzt und finden immer einen Kollegen zum fachsimpeln und Erfahrungsaustausch. Dabei werden aber nicht selten auch Fotospots leichtfertig weitergegeben ohne zu Ahnen, welche Konsequenzen das haben kann. Bei uns ist es mittlerweile zur Kultur geworden möglichst viele, spannende und seltene Arten zu fotografieren. Und das muss möglichst schnell gehen, und darin sehe ich den Knackpunkt. Denn man beschäftigt sich nicht mehr mit der Art, mit dem Individuum. Das Einzige was zählt, ist das Foto. Ein schöner Kompromiss ist ein professionelles Fotohide. Das ist im Interesse des Fotografen und der Tiere, denn die haben sich an die Verstecke gewöhnt. Die Problematik liegt mehr darin, dass manche Fotografen in sensible Gebiete marschieren und dabei sehr unbedacht/unwissend oder gar ignorant vorgehen. Das Wohl der Tiere und natürlich auch Pflanzen muss immer im Vordergrund stehen. Wenn man sich nicht mit dem Habitat, dem Tier bzw. der Pflanze beschäftigt hat, kann man sich kaum über die Konsequenzen bewusst sein – ein großes Problem. Ich habe schon Orchideenwiesen gesehen, die zertrampelt wurden, weil die stattlichste Pflanze fotografiert werden musste. Dabei wurden aber andere Orchideen niedergetrampelt oder unscheinbare Arten unwissentlich zertreten. Tiere reagieren sehr unterschiedlich auf Stress. Und manchen Arten kann man nicht ansehen, wie sehr sie gestresst sind. Eidechsen schließen zum Beispiel bei Stress die Augen. Im Internet liest man immer wieder dazu, dass das Tier scheinbar müde war und als Reaktion kommen Kommentare wie: „Ach wie süß“.  

 

4NP: Welche Fotoprojekte sind als nächstes geplant? Bist du auf der Suche nach einer bestimmten Tierart? Sind spannende Reisen geplant?  Wie soll deine fotografische Reise in den nächsten Jahren aussehen? Welche Ziele hast du? 

Christoph: Ich arbeite zur Zeit an zwei großen Projekten. Einerseits ist es das Projekt Skandinavien und die Eulen Europas. Zu beiden Projekten soll es irgendwann einmal einen Bildband geben, der die Projekte abrunden wird. Dafür suche ich den Kontakt zu Wissenschaftlern, um manchen Arten näher zu kommen. Ich recherchiere wie bzw. wann ich an welchen Orten sein muss. Ich versuche mich erneut intensiv dem Norden zu widmen, möchte aber gleichzeitig auch viel Zeit in Österreich verbringen. Mein Studium ist sehr bald beendet, ich hoffe, dass ich trotz Job die Zeit für meine Träume finden werde. 

 

4NP: Eine letzte Frage noch. Welche Tipps möchtest du Anfängern mitgeben um sich in der Tierfotografie weiter entwickeln zu können? Welchen Rat würdest du diesbezüglich geben?

Christoph: Beschäftigt euch mit euren Motiven. Und selbst wenn ihr denkt, ihr habt schon euer Foto, dann geht noch einmal in euch und überlegt, ob es nicht doch noch eine Möglichkeit der kreativen Umsetzung gibt. Gerade die alltäglichen Motive, wie zum Beispiel Enten im Park, bieten oft durch ihre unerschrockene Art ein großes Potenzial für kreative Aufnahmen. Sei es ein Kopfportrait, ein Federdetail, Mitzieher oder eine Silhouette. Mit genügend Zeit kann jedes Motiv spannend sein, auch wenn man es anfangs nicht erwartet. 

 

4NP: Vielen lieben Dank Christoph für das interessante Interview. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg, großartige Fotomomente und jede Menge Freude mit unserer einzigartigen Natur!

Christoph: Herzlichen Dank für das Interview und die Möglichkeit meine Gedanken hier präsentieren zu dürfen!

Wenn du mehr über Christoph Kaula und seinen Fotos erfahren möchtest, dann klick einfach auf einen der folgenden Links. Es lohnt sich!

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