Heute haben wir für euch den Landschaftsfotografen Felix Röser aus Nürnberg im Interview. Seit 2012 arbeitet Felix als freiberuflicher Werbe- und Landschaftsfotograf, Bildbearbeiter, Locationscout, aber auch als Hochzeitsfotograf. Nach seinem Abitur war schnell klar, dass er seine lang gepflegte Leidenschaft auch zum Beruf machen möchte. Nach eine Lehre zum Werbefotografen in einem großen Studio für Werbefotografie, stürzte er sich direkt ins Abenteuer Selbstständigkeit als Landschaftsfotograf. 


4NP: Hallo Felix! Wir freuen uns sehr, dass du dich für das Interview bereit erklärt hast. Für alle Leser die dich noch nicht kennen, magst du du dich kurz vorstellen? Wie bist du zur Landschaftsfotografie gekommen? Wie fing alles bei dir an und wo stehst du jetzt?

Felix: Hi Arnold, erstmal vielen Dank, dass ich hier sein darf und für das Interesse an meiner Arbeit. Angefangen hat bei mir alles, mit einer kleinen Digiknipse im Jahr 2005 und einem Frankreich Urlaub. Da hab ich zum ersten mal angefangen Stimmungen festzuhalten, statt der üblichen Erinnerungsfotos fürs Fotoalbum. Das hat mir so viel Spaß gemacht und auch in meinem Umfeld für viel Begeisterung gesorgt, dass ich hochmotiviert war und ich das Ganze weiter verfolgen wollte. Meine Eltern haben mich dahingehend auch ziemlich gepusht und mir dann eine kleine Canon Spiegelreflex finanziert. Es war dann für mich ziemlich schnell klar, dass ich beruflich in diese Richtung gehen will, allerdings lag mein Fokus da noch gar nicht so sehr auf der reinen Landschaftsfotografie. Ich hab eigentlich alles fotografiert was mir vor die Linse kam und was ich als interessant erachtet habe. Nach dem Abitur habe ich dann eine Ausbildung zum Werbefotografen in einem großen Studio in Nürnberg angefangen. Nach 1,5 Jahren ist mir aber dann klar geworden, dass Stilllifefotografie nicht das ist, wo ich hin will. Also habe ich die Ausbildung abgebrochen und nach einem kleinen Abstecher in die Welt des Fotojournalismus in Hannover, habe ich mich im Jahr 2012 selbstständig gemacht. Ziemlich schnell habe ich gute Kontakte knüpfen können und einige gut bezahlte Jobs ergattert, die mir meinen Traum von einer Islandreise ermöglicht haben. Ich bin dort allein mit Rucksack drei Wochen über die Insel gezogen. Für mich war diese Reise eine Art Selbstfindungstrip und ich glaube einer der großen Wendepunkte in meinem Leben. Wer bin ich und wo will ich hin? Schon nach dem ersten Abend auf der Insel, am Seljalandsfoss, war für mich klar, ich möchte die Schönheit dieser Welt fotografieren und davon leben können.

Auf der Insel habe ich mich dann auch noch mit Stefan Hefele getroffen, den ich schon seit 2010 über seine Frau kannte, die mit mir im gleichen Studio gearbeitet hat. Ich denke unser kleines Treffen dort, hat den Grundstein für unsere wirklich intensive und tolle Freundschaft gelegt. Ich glaube es gibt keinen Menschen, mit dem ich mehr erlebt und gesehen habe. Das ist ein großes Geschenk und dafür bin ich sehr dankbar!

Heute verdiene ich mein Geld mit einem bunten Mix aus Werbefotografie, Bildretusche, Landschaftsfotografie, Büchern und Locationscouting. Dieses Jahr habe ich es außerdem mit zwei Fotos, unter die Top 100 beim International Landscape Photographer of the Year 2020 geschafft und bin wirklich stolz damit auch in den gleichnamigen Bildband zu kommen.

Foto Copyright: Felix Röser

4NP: In deinem Portfolio befinden sich fantastische Landschaftsbilder von traumhaften Orten. Was macht für dich den besonderen Reiz an der Landschaftsfotografie aus? Und welche Orte inspirieren dich am meisten?

Felix: Das was die Landschaftsfotografie für mich einfach einmalig macht, ist die Unberechenbarkeit der Natur. Sich den Elementen auszusetzen und sich davon inspirieren zu lassen. Seit ich ein Kind war liebe ich es draußen und weg von der Zivilisation zu sein. Morgens in einem Zelt aufzuwachen und zu wissen, dass man sich um nichts anderes Gedanken machen muss, als darüber, wie das Wetter heute wird und ob man eine schöne Komposition findet. Die Natur entschleunigt und zwingt einen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Im normalen Leben ist man ständig abgelenkt vom Wesentlichen. Für mehrere Wochen, sehr reduziert, nur im Auto oder Zelt, aus dem Rucksack, zu leben finde ich einfach genial. Ich muss aber gestehen, dass es auch immer wieder sehr schön ist nach Hause zu meinen Lieben kommen und in einem richtigen Bett zu schlafen 😀

Welche Orte mich am meisten inspirieren ist eine wirklich schwere Frage! Ich denke es sind die urtümlichen Orte, die weitestgehend von der Menschheit unberührt geblieben sind. Wie beispielsweise das isländische Hochland, einige Nationalparks in den Alpen oder die Urwälder in Oregon und Washington.

Foto Copyright: Felix Röser

4NP: Für unsere Leser ist es bestimmt interessant zu erfahren wie du dich auf deine Fotoreisen vorbereitest. Wie planst du deine Abenteuer? Welche Vorbereitungen müssen getroffen werden und welche Foto-Technik verwendest du für deine Aufnahmen? Erzähl uns bitte davon wie deine fantastischen Bilder entstehen.

Felix: Ich denke in meiner Planung unterscheide ich mich nicht großartig von den meisten KollegInnen die hier schon im Interview waren. Erstmal muss entschieden werden, wo es überhaupt hingeht. Dann recherchiere ich mit Googlemaps und der normalen Websuche nach Locations, die vielversprechend aussehen. Dazu gehört natürlich auch gleichzeitig die Lichtplanung und ob es das jeweilige Motiv eine Morgen- oder Abendaufnahme ist. Oftmals verliere ich mich in dieser Websuche oder beiße mich solange an einer Location fest, bis ich sie gefunden habe. Das kann manchmal sehr zeitaufwändig sein, aber es lohnt sich meistens auch, da hartnäckig zu bleiben.

Zu den Vorbereitungen zählt natürlich auch sich Gedanken über Laufwege, nötige Dokumente und natürlich Ausrüstung zu machen. Was brauche ich für drei Wochen USA beispielsweise.

Außerdem muss ich mich im Vorfeld dafür entscheiden welches Kameraequipment mitkommt. Lohnt es sich beispielsweise das 100-400mm einzupacken und mitzuschleppen!?

Meine Bilder entstehen alle mit der Canon Eos 5D Mark IV, die einfach ein robustes Arbeitstier ist und mich noch nie im Stich gelassen hat und das obwohl ich sie nicht gerade zimperlich behandle. Wüstensand, Dauerregen, klirrende Kälte, alles kein Problem. Immer dabei ist außerdem mein 11-24mm. Mein absolutes Traumobjektiv. Seit ich das Glas habe, haben sich mir komplett neue Kompositionsmöglichkeiten eröffnet und sind schon fast stilprägend für meine Fotografie geworden. Immer mit dabei ist außerdem ein Verlaufsfilter von NiSi, der mir die Postproduktion bzw. das zusammenfügen der Belichtungsreihen erheblich erleichtert.

Foto Copyright: Felix Röser

4NP: Du bist erfolgreicher freiberuflicher Werbe- und Landschaftsfotograf. Gerade Anfänger in der Branche sind bestimmt brennend daran interessiert, wie man mit der Fotografie überhaupt Geld verdienen kann. Ist das heutzutage überhaupt noch möglich? Magst du den einen oder anderen Tipp verraten?

Felix: Also ich muss ehrlich zugeben, dass ich mit Sorge auf die momentane Entwicklung auf dem Fotografiemarkt blicke. Dass die Photokina eingestellt wird ist ja sinnbildlich dafür, was gerade so passiert. Ich muss dazu sagen, dass ich in meiner Karriere einfach auch sehr viel Glück und gute Kontakte hatte, die mir einige Türen geöffnet haben.

Wenn ich einen Tipp habe, dann ist es der, dass man einen langen Atem haben muss, um in der Fotografie noch seinen Lebensunterhalt verdienen zu können. Auf der einen Seite gibt es mit Instagram und Co. sehr tolle und wirksame Präsentationsmöglichkeiten, auf der anderen Seite auch ein Überangebot an wirklich sehr guten Fotografen.

Wichtig ist vor allem seine Arbeit nicht zu verramschen. Viele Fotografen die noch am Anfang stehen, neigen dazu sich weit unter Wert zu verkaufen. Das fängt damit an, dass beispielsweise Bildmaterial an Magazine etc. einfach umsonst gegen eine Namensnennung hergegeben wird. Das ist aber leider genau der falsche Ansatz, um nachhaltig damit Geld zu verdienen. Die Wahrheit ist, dass die Namensnennung in einem Magazin dich nicht weiterbringt. Genau genommen interessiert es niemanden, wer das Bild darin gemacht hat. Für die Referenzen bringt es auch nichts, in einer Welt, in der ein Bild nichts wert ist. Interessant wird es doch erst, wenn ein Verlag oder ein Unternehmen bereit ist etwas für deine Arbeit zu bezahlen. Das ist dann wirklich eine Honorierung. Aber wenn es immer die Möglichkeit gibt, ähnlich gute Bilder von irgendwem anders umsonst zu bekommen, dann sagt das nichts über die Qualität deiner Arbeit aus. Dann bist du nur einer von vielen, die sich unter ihrem Wert “verkauft” haben. Also nochmal mein Tipp: Verlange vernünftige Preise für deine Arbeit, selbst wenn es nur dein Hobby ist. Verkaufe deine Bilder nicht über Billig-agenturen wie Shutterstock und Co..Bleibe immer offen für neue Möglichkeiten und stelle dich breit auf, am Besten in einem Netzwerk von guten Leuten, die ebenfalls voran kommen wollen.

Foto Copyright Felix Röser

4NP: Sprechen wir über dein neuestes Projekt den Video-Podcast „im Fokus“ den du zusammen mit Stefan Schäfer begonnen hast.  Unsere Leser interessiert bestimmt was sie in eurem Podcast erwartet. Warum lohnt es sich die eine oder andere Folge anzusehen?

Felix: Den Podcast habe ich zusammen mit meinem Freund und Kollegen Stefan Schäfer ins Leben gerufen. Wir wollten etwas auf Youtube machen, was es bisher in dieser Form für den Fotografie Sektor noch nicht gab. Nämlich jeden Monat einen anderen Fotografen oder Fotografin bei der Arbeit zu begleiten und ihm oder ihr dabei über die Schulter zu schauen. Das macht zum einen unglaublich viel Spaß und vor allem lernen wir dadurch ganz fantastische Menschen kennen. Das tolle an der Fotografie ist ja, dass jeder seinen eigenen Stil und seine eigene Sicht auf die Dinge hat, und genau das wollen wir ein bisschen beleuchten. Im Anschluss an das gemeinsame Fotografieren, gibt es dann immer noch einen lockeren Interviewpart, in dem wir über den Werdegang des jeweiligen Gastes sprechen und natürlich auch auf die jeweils besondere Herangehensweise eingehen. Bisher hatten wir richtig spannende und prominente Gäste, wie Stefan Hefele, Kai Hornung oder auch Stephan Wiesner, um nur einige Beispiele zu nennen. Schaut gerne mal rein, vielleicht ist ja einer eurer ganz persönlichen Lieblingsfotografen dabei, über den ihr schon immer mal mehr erfahren wolltet. Wenn es euch gefällt und ihr Lust habt, uns zu unterstützen, dann gibt es die Möglichkeit uns auf www.patreon.com/imfokus eine kleine Spende da zu lassen 😉

4NP: Magst du uns noch von weiteren Projekten erzählen? Du bist ja maßgeblich an der Entwicklung eines Fotorucksack beteiligt gewesen, wie kam es dazu? Und warum lohnt es sich für Naturfotografen mal einen Blick auf dieses Produkt zu werfen? Und du konntest auch gemeinsam mit anderen Fotografen und Fotografinnen ein Buch herausgeben. Was ist der Inhalt?

Felix: Klar, sehr gerne. Das mit dem Rucksack hat sich tatsächlich auf einer Messe ergeben, auf der ich für meinen Sponsor NiSi unterwegs war. Am Stand nebenan hatte der Taschenhersteller Cosyspeed seine Produkte präsentiert und ich bin schnell mit dem Chef Thomas Ludwig ins Gespräch gekommen. Wir haben uns gut verstanden und er fragte mich, ob ich irgendwelche Ideen oder Wünsche für neue Produkte hätte. Da kam mir natürlich gleich ein richtig guter Fotorucksack mit einem ordentlichen Tragesystem in den Sinn. Stephan Wiesner hatte da wohl auch schon mal ähnliche Töne angeschlagen und dann ging alles sehr schnell. Ich habe Stefan Hefele mit an Bord holen können und gemeinsam haben wir dann Ideen gesammelt und natürlich auch unser Feedback zu den ersten Prototypen gegeben. Herausgekommen ist jetzt der Photohiker 44, eine Art Hybridrucksack zwischen ernsthaftem Wanderrucksack auf der Basis eines Vaude Brenta und allen Vorteilen eines reinen Kamerarucksacks. Wie bei Fotorucksäcken üblich lässt sich das Fotocase auch entfernen und durch ein größere ersetzen, je nach den jeweligen Bedürfnissen. Besonders daran ist vor allem das komfortable Netz-Tragesystem, das es so bisher noch bei keinem anderen Fotorucksack gibt. Es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht und es war unglaublich interessant bei der Entwicklung dabei zu sein (der Link zum Fotorucksack befindet sich am Ende vom Interview!).

Das Buch “Menschen fotografieren”, dass ich im Rheinwerkverlag mitveröffentlicht habe, hat wie der Name schon vermuten lässt, nichts mit Naturfotografie zu tun. Sondern ist eine Art Schritt-für-Schritt Anleitung, wie man bestimmte Motive oder Situationen fotografiert. Wir geben einen Einblick in unsere persönliche Arbeitsweise und wie wir zum jeweiligen Ergebnis gekommen sind. Garniert ist das ganze mit ein paar nützlichen Tipps und Tricks zu Vermarktung, Bildbearbeitung und dem Umgang mit den Modellen. Besonders stolz bin ich, dass unser Werk beim Deutschen Fotobuchpreis mit einer Silbermedaille für die besondere fotografische Qualität honoriert wurde (der Link zum Buch befindet sich am Ende vom Interview!).

Foto Copyright Felix Röser

4NP: Eine letzte Frage haben wir noch an dich. Welche Tipps würdest du jemanden geben der gerade erst mit der Landschaftsfotografie begonnen hat? Wie ist es möglich schnell Fortschritte zu machen?

Felix: Ich machs kurz und knackig: Such dir jemanden, der genauso passioniert ist wie du, mit dem du dich austauschen kannst. Der mit dir auf Reisen geht und mit dem du Momente teilen kannst. Bleib in ständigem Austausch mit Anderen über das was du tust und versuche dich nicht zu schnell zufrieden zu geben. Es gibt immer eine noch bessere Komposition!

4NP: Lieber Felix, vielen Dank dass wir mehr über dich und deine fotografische Arbeit erfahren durften. Wir wünschen dir weiterhin viel Freunde und Erfolg mit der Landschaftsfotografie!

Felix: Ich danke euch für euer Interesse! Das wünsche ich euch auch und immer gut Licht! =)

Wenn ihr mehr über Felix erfahren möchtet laden wir euch ein die folgenden Links zu besuchen! 

Website: www.felix-roeser.de
Instagram: https://www.instagram.com/felix.roeser
Podcast im Fokus: https://www.youtube.com
Cosyspeed Fotorucksack:  https://www.cosyspeed.com/pages/photohiker-44
Buch “Menschen Fotografieren”: https://amzn.to/2TWWWYx

Wenn du den Podcast von Felix mit einer kleinen Spende gerne unterstützen möchtest, kannst du dies hier tun: www.patreon.com/imfokus

Wir von 4nature-photographers wünschen euch erholsame Weihnachtsfeiertage. Bleibt gesund!
Sven, Christoph, Stefan, Arnold