Text & Bilder von Christoph Ruisz

Heute haben wir für euch wieder ein Interview parat. Diesmal durften wir die Naturfotografin Hannah Assil interviewen. Hannah kommt aus der schönen Steiermark und fotografiert nicht nur mit großer Begeisterung in der Natur, sondern möchte auch mit ihren Fotos dazu beitragen, dass ein nachhaltiges und umweltbewusstes Handeln in unserer Gesellschaft Einzug erhält. Mittlerweile beschäftigt sich Hannah besonders mit der Wildlife Fotografie und plant so einige Dinge. Lest am besten selbst.

Liebe Hannah, es freut uns sehr, dass wir dich für dieses Interview gewinnen konnten. Legen wir am besten gleich los. Auf deiner Website schreibst du, dass du deine ersten fotografischen Erfahrungen in der Konzertfotografie gemacht hast. Wie war das damals so?  

Bereits in den letzten Jahren meiner Schulzeit war ich oft bei Konzerten unterwegs und irgendwann bin ich dann durch Bekannte in die Konzert- und Bandwettbewerbsszene gekommen. Ich war für einen der größten Bandwettbewerbe weltweit (Emergenza) als Assistant Manager in Österreich tätig und habe gleichzeitig immer schon gerne mit meiner kleinen Kompaktkamera die Konzerte fotografiert. Irgendwann wurde es mit der Fotografie ernster und ich kaufte mir meine erste Spiegelreflexkamera mit einem 50mm f/2.8 Objektiv. Damit habe ich immer aktiver die Konzertfotografie verfolgt bis ich wirklich regelmäßig bei Konzerten mit meiner Kamera im Moshpit gelandet bin und für die Bands ehrenamtlich fotografiert habe.

 

Zwischen der Konzert- und Naturfotografie gibt es ja ein paar Unterschiede. Was waren deine Beweggründe in der Natur auf Motivsuche zu gehen? 

Oh ja, ich denke, dass diese zwei Arten der Fotografie sich unterscheiden wie Tag und Nacht, wobei mir die Konzertfotografie sehr dabei geholfen hat, mit miserablen Lichtbedingungen umzugehen. Die Naturfotografie hat sich damals eigentlich eher eingeschlichen, als ich mein Equipment einfach bei Wanderungen mitgenommen habe und fotografiert habe, was mir so vor die Linse kam. Damals standen noch hauptsächlich Pflanzen oder Landschaften auf meinem Plan, da ich mit meinem Equipment nicht ganz so viele Möglichkeiten hatte.

Haubenmeise im Herbst / Copyright Hannah Assil

Mittlerweile widmest du dich ja schon länger der Naturfotografie und kannst auch schon auf Erfolge bei Wettbewerben zurückblicken. Wie fühlt man sich, wenn mein seinen ersten Sieg bei einem Wettbewerb einfährt?

Wettbewerbe sind ein ganz spezielles und eigenes Thema für mich, da ich leider sehr ehrgeizig bin und oft mit zu viel „Druck“ an die Sache rangehe und selten zufrieden bin. Vor kurzem konnte ich dann aber wirklich gute Erfolge erzielen und dieses Gefühl ist einfach unbeschreiblich. Natürlich ist ein Wettbewerb immer etwas sehr Subjektives und total abhängig von den Juroren, aber es ist trotzdem ein grenzgeniales Gefühl, wenn man die Jury von seinem Werk überzeugen konnte.

 

Haustiere spielten in deiner Kindheit eine große Rolle. 2012 hast du dir deinen Traum des eigenen Pferdes erfüllt. Wie schaut es bei dir mit der Haustierfotografie aus?

Zwischen der Konzert- und Naturfotografie stand bei mir eigentlich immer die Haustierfotografie im Fokus. Ich habe mir mein Pferd gekauft und dadurch auch  oft die Pferde der anderen im Stall fotografiert oder mich auf die Weide gesetzt und einfach das Geschehen fotografisch festgehalten. Irgendwann kam dann die erste offizielle Anfrage für ein Shooting und so kam der Stein ins Rollen bis ich schließlich Mitte 2015 mein Gewerbe angemeldet habe. Bis 2017 lag mein Hauptfokus auf der Haustierfotografie aber auch bis heute arbeite ich noch mit diversen Trainern und Privatpersonen zusammen, was mir immer wieder sehr viel Spaß macht.

Ziesel beim Streiten / Copyright Hannah Assil

Wenn man sich durch deine Webseite klickt, findet man schnell heraus, dass Vögel eine große Leidenschaft von dir sind. In der Wildlife Fotografie widmest du dich auch verstärkt der Vogelfotografie. Wie kam es zu dieser Leidenschaft und war die Vogelwelt mit ein Grund, der dich zu deinem Biologie Studium bewegt hat?

Nicht nur die Haustiere haben in meiner Jugend eine große Rolle gespielt, sondern auch Wildtiere. Als Tochter einer Biologin bin ich schon sehr früh für die Natur sensibilisiert worden. Wir haben immer im Wald nach Rehen Ausschau gehalten oder ein kleines Becken im Garten ausgeschaufelt um dort Froschlaiche hineinzugeben und zu beobachten, wie sie sich zuerst zu Kaulquappen und dann zu ausgewachsene Fröschen entwickelten. Auf die Vogelwelt bin ich eigentlich erst später durch Hobbyornithologen im Bekanntenkreis gestoßen und mir wurde damit ein richtiger Floh ins Ohr gesetzt. Meinen Opa konnte ich leider nie kennen lernen, jedoch dürfte auch er mir diese Leidenschaft in die Wiege gelegt haben. Als Tischler hat er nebenbei immer wieder unsere heimischen Vogelarten geschnitzt und farbgetreu bemalt. Diese haben immer noch einen Platz in unserem Haus. Nachdem mein Chemiestudium nicht so verlaufen ist, wie geplant, war schnell klar, dass es weiter in die Naturrichtung gehen musste und deswegen fiel die Wahl auf Biologie.

 

Planst du in Zukunft die Fotografie in irgendeiner Form mit deinem Studium zu verbinden?

Ja, auf jeden Fall. Ich möchte unbedingt etwas mit Umweltbewusstseinsbildung machen und meine Fotografie dafür einsetzen, Menschen die Natur wieder nahe zu bringen. Bereits jetzt erzähle ich den Leuten etwas über die unterschiedlichen Tierarten, gebe Ratschläge, wie sie ihren Garten vogel- oder tierfreundlich machen können und Tipps zur Vogelfütterung etc. Ich liebe es, wenn Freunde oder Fans meiner Fotos sagen, dass sie jetzt immer genauer hinschauen, wenn sie ein Tier sehen, weil sie an mich denken müssen. Damit habe ich schon einen kleinen Teil meines Ziels erreicht, denn die Menschen werden sensibler für die Natur. 

Graureiher im Regen / Copyright Hannah Assil

Es verschlägt dich ja auch des Öfteren in die Berge. Was packst du so in deinen Fotorucksack wenn du auf Tour gehst?

Viel zu viel!!! Nein Scherz. Das Wichtigste ist für mich mein Teleobjektiv (Sigma 150-600mm | Contemporary). Egal wie hoch der Berg oder wie weit der Weg ist – das muss auf alle Fälle immer mit, denn man weiß ja nie, auf wen oder was man trifft. Manchmal kommt auch das Makro (Canon 100mm) oder das 50mm mit. Ein Weitwinkelobjektiv habe ich nur selten mit, da ich nicht die typische Landschaftsfotografin bin. Immer dabei sind natürlich die Reserveakkus und Speicherkarten. Ganz wichtig ist auch eine gute Jause (Brotzeit) und Wasser. Wenn ich eine mehrtägige Tour mache, ist der Rucksack meistens am schwersten, da dann alle Objektive mitkommen und natürlich noch ein zweites Gehäuse – man kann ja nie wissen.

 

Was macht für dich ein besonderes Naturfoto aus und worauf legst du bei deinen Bildern besonderen Wert?

Eine ganz schön schwere Frage. Ich mag es sehr, wenn man auf Bildern den Charakter der einzelnen Tiere erkennt und eine besondere Emotion transportiert wird. Nicht jeder Vogel oder jedes Tier ist gleich und die große Kunst ist es, jedem Individuum gerecht zu werden. Bei meinen Bildern versuche ich genau das zu übermitteln, denn dadurch bekommen die Tiere eine Persönlichkeit und die Betrachter wollen mehr erfahren. Unter anderem sind meine Bilder auch für kräftige Farben, starke Kontraste und seine Tiefen bekannt. Für mich bekommen die Motive dadurch eine besondere Stärke und Wirkung. Seit circa zwei Jahren achte ich auch vermehrt auf die Linienführung meiner Bilder. Das ist im Wildtierbereich nicht immer ganz so einfach, aber ich gebe mein Bestes. 

Junge Waldohreule / Hannah Assil

Vor drei Jahren bist du dem VTNÖ (Verein für Tier- und Naturfotografie Österreich) beigetreten. Seit Kurzem bist du darin auch als Vorstandsmitglied tätig. Welche Bedeutung hat für dich solch eine Gemeinschaft? 

Ich bin ein sehr kommunikativer Mensch, weshalb ich es einfach liebe unter Leuten zu sein. Besonders toll ist es natürlich, wenn man dieselbe Leidenschaft und dieselben Interessen hat. Es gibt nichts Schöneres als Gleichgesinnte kennenzulernen und sich mit ihnen auszutauschen. Der VTNÖ ist die perfekte Möglichkeit, genau solche Menschen zu finden, zusammen zu bringen, sich auszutauschen oder aber auch zu fördern, wie zum Beispiel im Magazin. Dass ich nun auch Teil des Vorstands sein darf ehrt mich sehr und ich bin froh, dass mir so ein Vertrauen entgegen gebracht wird.

 

Wie sieht es bei dir in der näheren Zukunft aus? Hast du Projekte geplant oder steht vielleicht eine Fotoreise an? 

Es gibt ein paar Projekte, die in meinem Kopf herumschwirren und die ich gerne in den nächsten Jahren umsetzen möchte. Unter anderem möchte ich gerne meine Serie der „Schlechtwetterfotos“ fortführen aber auch neue Fotoprojekte starten. Es ist außerdem die Zeit gekommen, in der ich vermehrt daran denke, Vorträge oder Workshops zu halten – dieses Thema wird mich sicher in baldiger Zukunft vermehrt beschäftigen. Ganz wichtig ist mir, dass ich weiterhin mit Organisationen und Nationalparks zusammenarbeiten kann, da diese Arbeit mir unglaublich Spaß macht und mir sehr am Herzen liegt. Ach…und eine größere Reise ist vermutlich auch in den nächsten 2 Jahren geplant. Es wird also definitiv nicht langweilig 😉

Wintergoldhähnchen auf einem Ast / Copyright Hannah Assil

Zum Abschluss möchten wir dich noch gerne fragen, welche Tipps du angehenden Naturfotografen mit auf den Weg geben würdest, um zu besseren Fotos und in der Natur zu kommen.

Übe dich in Geduld! Vor allem bei der Wildtierfotografie wirst du oft viele Stunden an einem Ort verbringen müssen, um das gewünschte Tier zu sichten, oder es fotografieren zu können. Wenn du geduldig bist, und dich für das, was du fotografierst, wirklich interessierst, es liebst und wertschätzt, dann spielt auch die Ausrüstung keine große Rolle. Zusätzlich ist die Zeit in der Natur nie verschwendet und Balsam für deine Seele. Du wirst anfangen, auf den Herz zu hören und dann auch den richtigen Moment mit der Kamera erwischen.

 

Liebe Hannah, vielen Dank für deine Zeit und deine interessanten Antworten. Es hat uns sehr viel Spaß gemacht dich zu interviewen. Wir wünschen dir für all deine zukünftigen Vorhaben viel Erfolg und tolle Begegnungen bei stets gutem Licht.

Ein großes Dankeschön auch an dich/euch für diese tollen, spannenden Fragen und natürlich auch deine /eure Zeit. Auch ich wünsche euch allzeit Gut Licht und tolle, aufregende Momente in der Natur.

 

Wenn ihr mehr von Hannahs Arbeiten sehen wollt, schaut doch auf ihrer Website und ihren Social Media-Kanälen vorbei. Ein Blick darauf zahlt sich auf jeden Fall aus!

https://hannahassil.at

https://de-de.facebook.com/HannahAssilPhotography/

https://www.instagram.com/hannahassilphoto/