Wir haben für euch wieder einen tollen Interview-Partner gewinnen können. Pujan Shadlau aus Wien hat sich auf atmosphärische Waldszenen jeglicher Art und auf Intimate Landscape spezialisiert. Wenn der 43jährige Landschaftsfotograf nicht gerade seinem Hauptberuf als Enterprise IT Architect nachgeht, ist er meistens im Wald, auf der Suche nach besonderen Motiven und mystischen Stimmungen.


 

Interview mit Pujan Shadlau

4NP
Hallo Pujan! Es freut mich sehr, dass wir dich als Interview-Partner gewinnen konnten. Ich bewundere deine Arbeit und freue mich, dass wir dich und deine Fotografie unseren Lesern vorstellen dürfen. Magst du gleich ein wenig von dir erzählen? Wie bist du zur Fotografie gekommen und wie lange fotografierst du schon?

Pujan:
Wie viele Fotografen, habe ich schon als Kind im Schulalter Fotos gemacht und versucht auf Schulreisen, Erinnerungen in Form von Fotos fest zu halten. Mich hat schlussendlich aber das Post-Processing, Bearbeitungs-Techniken und das Erzeugen von Gefühlen beim Betrachter sowie die Technik der Kameras selber, immer ein wenig mehr interessiert als das Fotografieren selber, weshalb ich wohl erst im Zeitalter der DSLR Kameras wieder in dieses Hobby von mir eingestiegen bin. Damals waren eine Nikon D80 bzw. D90 meine Werkzeuge und ich konnte erste Erfahrungen im Postprocessing sammeln. Ich hatte damals keine bevorzugten Motive, habe eigentlich alles fotografiert was vor die Linse kam. Im Endeffekt gab es damals aber noch keine Tutorials oder Inhalte für das Thema Postprocessing wie es heute mit YouTube und unzähligen Videos dazu der Fall ist. Ich habe dann eine längere Pause von knapp 10 Jahren eingelegt und habe erst kurz vor der Pandemie 2020 wieder mein Equipment erneuert und bin das Thema Fotografie etwas ambitionierter angegangen. Momentan lege ich allerdings wieder eine Pause ein und suche nach meiner fotografischen Arbeit, die in den letzten Jahren fast ausschließlich im Wald stattgefunden hat, nach einer neuen Herausforderung. Das heißt aber nicht, dass ich nicht weiterhin dort fotografiere. 😊

Copyright © Pujan Shadlau

4NP
Die Waldfotografie scheint ja deine bevorzugte fotografische Disziplin zu sein. Deine Aufnahmen wirken unglaublich atmosphärisch, still und einladend. Sie berühren und wecken die Sehnsucht den nächsten Wald aufzusuchen. Warum faszinieren dich vor allem Wälder und was bewegt dich dort zu fotografieren?

Pujan
Genau! Schnell war klar, dass mystische Szenen mit Nebel, außergewöhnlichen Lichtverhältnissen und Landschaften, wie aus Fantasy-Filmen entsprungen, das Genre sind, welches meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Hierbei haben meine Faszination für Tolkien und seiner Herr der Ringe Reihe sowie der Hobbit sicher einen großen Teil dazu beigetragen. Dabei beschränke ich mich allerdings keineswegs nur auf seine Universen sondern bin auch großer Fan anderer Autoren. Dabei spielen der Wald und alle seine Schönheit immer die zentrale Rolle. Auch die vielen Interpretationsweisen von Waldszenen und die unzähligem Möglichkeiten von Kompositionen dort, fordern mich immer heraus und faszinieren mich. Ich liebe es nach besagten Kompositionen zu „Suchen“, es ist nämlich wie eine unblutige Jagd im Wald (nämlich nach Motiven), die unheimlich befriedigend sein kann, wenn man nach langer Zeit endlich „etwas“ gefunden hat.

Dann habe ich über Social Media (Instagram, Vero, YouTube etc.) Fotografen bzw. Künstler und deren Arbeit entdeckt, die mich ebenfalls unglaublich inspiriert hat und spätestes zu diesem Zeitpunkt war mein Ehrgeiz geweckt. Ich wollte unbedingt selber solch mystische Wälder erkunden, fotografieren und interpretieren. Vorbilder waren hier Neil Burnell, Enrico Fossati, Daniel Laan, Ryan Dyar, Joshua Snow, Nigel Danson und Simon Baxter, um nur einige zu nennen.

Ich studierte ihre Bilder, ihre Workflows und Tutorial Videos und konnte so meinen eigenen Prozess vom Planen der Foto-Ausflüge, den Post-Processing Techniken bis hin zum fertigen Foto finden. Natürlich ist das Post-Processing, welches ich bei meinen Fotos anwende, nicht für jeden ästhetisch bzw. nachvollziehbar aber es war genau diese Nische, die ich bedienen wollte und die meine Kreativität zur Gänze wecken konnte.

Copyright © Pujan Shadlau

4NP
Jemand der sich mit der Landschaftsfotografie beschäftigt, weiß wie schwierig es sein kann in Wäldern zu fotografieren. Einerseits mag es eine Herausforderung sein überhaupt einen geeigneten Wald in seiner Umgebung zu finden und anderseits ist es auch eine Herausforderung in einem Wald ein Motiv zu entdecken bzw. zu definieren. Magst du unseren Lesern ein wenig davon verraten wie du geeignete Locations findest? Wie ist deine übliche Vorgehensweise?

Pujan
Wie vorhin bereits kurz erwähnt, habe ich mir ein paar Dinge von anderen Fotografen abgeschaut aber der „Jagdtrieb“ steht beim Planen von Ausflügen immer im Vordergrund. Die Ungewissheit aber auch das tolle, befriedigende Gefühl eine gewünschte Szene zu finden und zu fotografieren sind die Triebfeder hinter allem. Vor allem benutze ich natürlich Google Maps aber auch ein öffentliches, im Internet verfügbares, Baumkataster, um mich zu orientieren. Mittlerweile kann man einen Monokultur-Baumbestand von einem diversen Laubwald relativ einfach auf Google Maps unterscheiden. Wenn dieser vielversprechend aussieht (große, alte Bäume), dann statte ich diesem einen Besuch ab und „scoute“ mal die Gegend nach geeigneten Motiven. Man muss natürlich immer wieder zur selben Stelle zurückkehren, hat man erst mal eine Komposition gefunden. Oft liegen auch Jahreszeiten zwischen den Besuchen – der Wald sieht ja nicht immer gleich aus, was auch wiederum das Tolle an ihm ist 😊

Hat man erst einmal einen guten Spot gefunden, kann es sehr lohnend sein, wenn man ihm in zeitlichen Abständen immer wieder einen Besuch abstattet. Man bekommt ein Gefühl für den Wald, wie er sich verändert, immer anders aussieht und in unterschiedlichen Formen und Farben erstrahlt.

Und ein wohl nicht ganz unbekannter Tipp, für Fotos im Wald: Ein Schritt nach links, rechts, vorne oder hinten, kann viel an der Bild-Komposition verändern.

Copyright © Pujan Shadlau

4NP
Gibt es besonders geeignete Jahreszeiten für die Waldfotografie? Und welche äusseren Bedingungen bevorzugst du, wenn du einen Wald aufsuchst?

Pujan
Ich habe, wie wohl viele andere Wald-Fotografen auch, mit dem Herbst meine größte Freude, habe aber bald für mich gemerkt, dass es nicht immer nur Nebel und episches Licht sein müssen, die ein gutes Waldfoto für mich ausmachen. Schnee und Eis aber auch ein satter, grüner Frühlingswald sind oft sehr lohnende Motive, manchmal auch ohne Sonne. Es gibt einfach unzählige Interpretationsweisen im Wald und habe mit der Zeit gelernt mit ihnen umzugehen, hier ist wohl etwas Erfahrung notwendig.

4NP
Nun zur Technik. Welche Objektive bzw. welche Brennweiten verwendest du für deine Aufnahmen? Kommen auch Filter zum Einsatz? Freihand oder mit Stativ?

Pujan
Bisher habe ich eine Sony Alpha 7M3 verwendet. Meine Go-To Objektive für den Wald waren ausschließlich die lichtstarken (F2.8) Sony G-Master Objektive in den Brennweiten 16-35mm, 24-70mm und 70-200mm. Ich denke am öftesten kam das 70-200, dicht gefolgt vom 24-70mm Objektiv zum Einsatz. Die Möglichkeit mit dem Tele-Zoom einen Teil des Waldes auszuschneiden, hat mich jedes Mal auf Neue überrascht und tolle Komposition erlaubt, die mit kürzeren Brennweiten nicht möglich gewesen wären.

Abhängig von den Lichtverhältnissen habe ich ein Gitzo Series 2 Traveller Stativ dabei, welches natürlich in den Früh- und Abend-Stunden öfter zum Einsatz kommt. Ich suche aber immer freihändig nach Kompositionen und verwende das Stativ nur wenn es wirklich sein muss. In manchen Situationen habe ich auch Polarisations-Filter verwendet, ansonsten kommen keine Filter zum Einsatz.

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4NP
Deine Bilder sind sehr ansprechend bearbeitet bzw. optimiert. Sie wirken natürlich aber auch effektvoll. Welche Bildbearbeitungstechnik kommt zum Einsatz?

Pujan
Vielen Dank, das höre ich natürlich sehr gerne 😊 Ich habe mit sehr viel Bearbeitung begonnen – der Klassiker eben. So viel, dass es am Ende schon sehr surreal und unrealistisch gewirkt hat (und vielleicht tut es das ja für den einen oder anderen ja immer noch). Ich spreche vom Einsatz von künstlichen Lichtquellen und Licht-Effekten, wie sie in der realen Szene nicht vorgekommen sind. Langsam aber stetig habe ich mich davon wegbewegt und versucht einen subtilerem Stil zu finden. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass ich gelernt habe im richtigen Licht bzw. bei optimalen Verhältnissen zu fotografieren, anstatt zu versuchen diese im Postprocessing nachzubilden (viele Fotografen machen das aber auch u.a. nach wie vor – z.B. Ryan Dyar oder Enrico Fossati – und sie machen das sehr gut).

Konkret heißt das, dass ich meistens nicht mehr als ein paar Gradient-Masks in Lightroom verwende, um den Betrachter-Fokus auf das wesentliche im Bild zu lenken, und mittels CameraRAW von Adobe ein wenig an Farben und den Basics (Exposure, Contrast, Dehaze, Farbtemperatur) arbeite, um ein, für mich optimales, Ergebnis zu erreichen. Manchmal habe ich aber auch Lust auf „Fantasy“ und tobe mich dann wieder mit Effekten (v.a. Nik Collection, Dodge & Burn etc.) in Photoshop aus 😊

Copyright © Pujan Shadlau

4NP
Gibt es die Möglichkeit von deiner Bildbearbeitungstechnik zu lernen? Bietest du vielleicht auch Workshops oder Seminare an?

Pujan
Ja, die gibt es. Ich biete ein Tutorial-Video auf meine Website an, in welchem ich an einem Bild, welches ich gemacht habe, die Bearbeitungstechniken zeige. Dabei geht es um Basics (Pano-Stitching, Bild-Komposition), bis hin zu Anpassungen in CameraRAW und schließlich Lichteffekte und die Anwendung von Nik Collection in Photoshop. Außerdem biete ich auch 1 on 1 Sessions per Zoom-Call an, in welchen ich mit Kunden ihre eigenen Fotos bearbeite und ihnen Post-Processing Techniken aber auch auch Tipps zum Fotografieren im Wald vermittle.

Copyright © Pujan Shadlau

4NP
Vielen Dank Pujan für deine Ausführungen. Eine letzte Frage noch an dich: Sehen wir deine Arbeiten vielleicht auch mal auf einer Ausstellung?

Pujan
Ich hatte mehrmals versucht hier Kontakte hierfür aufzubauen, konnte aber leider bisher noch niemanden finden, der mir das ermöglicht hätte. Also falls das hier jemand liest, der mich dabei unterstützen kann… 😊

Ansonsten gibt es die Möglichkeit meine Bilder auf meiner Website als Druck käuflich zu erwerben bzw. sich dort ein Bild von meinem Portfolio zu machen.

4NP
Lieber Pujan, ich bedanke mich herzlichst für das ausführliche Interview und dass du dir die Zeit dafür genommen hast. Das gesamte Team von 4nature-photographers wünscht dir weiterhin viel Freude und Erfolg mit der Landschaftsfotografie!

Pujan
Vielen Dank für die Möglichkeit mich und meine Arbeit hier vorstellen zu können. Ich hoffe, dass ich den einen oder anderen für die Waldfotografie begeistern konnte. Für Fragen/einen Austausch stehe ich gerne immer auf all meinen Kanälen zur Verfügung.

Wenn ihr mehr über Pujan und seine großartigen Arbeiten erfahren möchtet, laden wir euch ein die folgenden Links zu besuchen:

Website: www.lightmospheric.com
Instagram Profil: www.instagram.com/lightmospheric
Kurse: https://lightmospheric.com/editingsessions
Video Tutorial: https://lightmospheric.com/tutorioalvideos
Printshop: www.lightmospheric.com/prints


 


 

Erstellt von:

Arnold Schaffer