Wir freuen uns sehr euch den erfolgreichen Wetter-Fotografen Bastian Werner vorstellen zu dürfen! 
Bastian Werner aus Darmstadt ist 1993 in Deutschland geboren und beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit der Meteorologie und ist ein ausgezeichneter Landschaftsfotograf. Durch seine intensive Auseinandersetzung mit Wetterphänomenen, sind ihm besonders eindrucksvolle Aufnahmen gelungen. Bastian ist Buchautor, hält Workshops ab und hat kürzlich die innovative Applikation “Viewfindr” ins Leben gerufen. Darüber und noch vieles mehr könnt Ihr in diesem interessanten Interview erfahren! 


 

4NP: Hallo Bastian! Wir freuen uns sehr, dass du dich für das Interview bereit erklärt hast. Magst du uns kurz von deiner fotografischen Laufbahn erzählen? Wie bist du zur Fotografie gekommen? Wie hat alles bei dir begonnen? 

Bastian: Ich begann seit 2013 mich neben dem Studium mit der Wetterfotografie selbstständig zu machen. In früher Kindheit wurde mein Interesse an der Luftfahrt geweckt. 2013 schloss ich die Ausbildung zum Segelflugpiloten ab. Im Zusammenhang mit dieser machte ich die ersten Erfahrungen mit der Meteorologie. Ich nahm die Kamera mit ins Cockpit und bemerkte schnell, dass mich die Fotografie von Wetter und Wolken mehr reizte als das Fliegen selbst. Daraufhin begann ich Wetterphänomene zu dokumentieren. Ich fotografierte Wetter für Menschen, die sich für das Wetter interessierten.
Zu schade, fand ich. Das Wetter ist ein so komplexes wie auch schönes Thema, wieso nicht auch mit mehr Menschen teilen? Ich setzte mir das Zeil, Wetter nicht nur zu dokumentieren, sondern mit Leidenschaft zu fotografieren. Ich begann Fotografien anzufertigen, die nun auch Menschen begeistern konnten, die sich zuvor nicht für das Wetter interessiert haben. Durch meine visuell beeindruckenden Aufnahmen von Gewittern und Stürmen, aber auch Nebel und Sternenhimmel schaffe ich es die Menschen für die Physik hinter den Phänomenen zu begeistern.

Bastian begeistert sich für extreme Wetterbedingungen © Bastian Werner

4NP: Du bist ja in der Fotoszene als Wetterfotograf und leidenschaftlicher Sturmjäger bekannt. Worin besteht die Faszination während extremer Wettersituationen zu Fotografieren? Wie würdest du das beschreiben? 

Bastian: Eine interessante Anekdote hierzu ist, dass ich als Kind sogar Angst vor diesen Phänomenen hatte, vor Allem vor Tornados. Aus dieser Angst wurde dann mit einem wachsenden Verständnis für die Prozesse dahinter eine Neugierde und ein tiefer Respekt vor den Mächten der Natur. Es sind tatsächlich nicht nur Wetter und Unwetter die mich begeistern, sondern vielmehr all die physischen Prozesse um unseren Planeten und das Universum. Das Wetter ist nur der sich am häufigsten wandelnde Prozess, den ich jeden Tag erleben darf. Ich mag es die Ursachen dieser Prozesse zu verstehen und die Zusammenhänge zu sehen. Auch wenn diese Prozesse oft wie Chaos aussehen lassen sich diese doch in Gleichungen fassen, die immer wieder nach den gleichen Prinzipien der Physik ablaufen. Für mich ist es wohl die Kombination aus der Schönheit und der Erhabenheit dieser Prozesse, die für mich den Reiz ausmachen. 

Faszination Gewitter, Blitze und Stürme © Bastian Werner

4NP: Meteorologie ist ja eine umfangreiche Wissenschaft. Wie konntest du dir dieses Wissen aneignen? 

Bastian: Wir leben in einer Zeit in der das gesammelte Wissen der Menschheit frei verfügbar in unserer Hosentasche nur darauf wartet erlernt zu werden. Ich habe Mathe und Physik als Leistungskurs im Abitur belegt und anschließend 4 Semester Physik studiert. Meinen Abschluss machte ich als B.Sc. Optical Engineering and Image Processing. Das Physikstudium habe ich deshalb nicht beendet, da es mir zu trocken war. Dass meiste passierte auf dem Papier oder in Daten am Computer. Ich fand es viel faszinierender mein Wissen über das Wetter zu erweitern und es draußen zu beobachten. Ich wollte nicht die Zahlen und Gleichungen auf dem Papier sehen, ich wollte sehen, wie diese Prozesse ablaufen. Aus dem gleichen Grund habe ich nie Meteorologie studiert. Ich wusste, dass die Meteorologie an der Uni nichts damit zu tun hat, was ich täglich machen möchte. 

4NP: Warum sollte sich ein Landschaftsfotograf mit dem Wetter beschäftigen. Welche Vorteile bringt das mit sich? 

Bastian: Unsere Zeit ist begrenzt. Ich kann mich entscheiden, an welchen Tagen ich fotografieren gehe und zu welchem Motiv. Am liebsten habe ich an meinem Motiv natürlich eine schöne Licht- und Wetterstimmung. Doch zu welchen Motiven an welchen Tagen muss ich gehen, um solche Stimmungen vorzufinden? Die Wettervorhersage verrät, wann und wo ich am besten fotografieren gehen sollte. Auf diese Weise verpasse ich keine guten Bedingungen und kann meine Zeit an Tagen ohne gutes Wetter anders verplanen.

Wer seine Fotos plant und auf das Wetter achtet, bekommt atemberaubende Aufnahmen © Bastian Werner

4NP: Nach deinem erfolgreichen Buch „Fotografieren mit Wind und Wetter“ und deinen Videokursen zur Wettervorhersage als Fotograf, hast du nun die App „VIEWFINDR“ entwickelt. Wie hilft mir als Landschaftsfotograf deine App weiter? Wie bist du zu der Idee gekommen?

Bastian: Die Idee für das Buch und für die App sind zeitgleich entstanden, das war 2014. Ich erkannte, dass ich durch mein Wissen über das Wetter einen Vorteil gegenüber anderen Landschaftsfotografen hatte. Ich fotografierte morgens Morgenröte wo andere dachten der Himmel wäre grau und langweilig, ich erkannte die Höhe von Nebel oder wo Gewitter aufziehen werden. Die Wetterdaten gab es, ich musste nur anderen Menschen Zugang geben. Ich schrieb das Buch „Fotografieren mit Wind und Wetter“, aber die Idee mit der App war geboren. Das Projekt App stellte jedoch nach eigener Recherche Kosten von einem guten 6-stelligen Betrag in den Raum für die Entwicklung. Also sah ich dort keine Chance. Über die Jahre hinweg traf ich Jürgen und Stefan, meide beiden Mitgründer. Jürgen ist Meteorologe und Stefan der genialste Entwickler der Welt. Zusammen haben wir es geschafft die Idee einer Wetterapp für Fotografen umzusetzen. 

4NP: Kürzlich ist ja nun die App „VIEWFINDR” im App Store (IOS & Play Store) erschienen. Magst du kurz erklären welchen Zweck die Applikation genau erfüllt und wie sie in der Praxis funktioniert?

Bastian: Mein Traum wäre es mit VIEWFINDR eine Schweizer Taschenmesser für Landschaftsfotografen zu erschaffen. Zum Marktstart der App haben wir Wettervorhersage, Fotospots und eine lokale Community mit einander verknüpft. Die Gründe für die Wettervorhersage habe ich genug erklärt. Gerade, wenn ich wenig über das Wetter weiß, ist die App DAS Tool für mich als Landschaftsfotograf. Dort kann ich meine komplette Wetterplanung in einer App machen. Aber auch für Profis, die sich mit der Wetterfotografie gut auskennen, bietet die Wettervorhersage Vorteile. Selbst ich nutze täglich VIEWFINDR. In nur wenigen Minuten habe ich eine komplette Übersicht, ob es die Möglichkeit zum Fotografieren gibt. Parameter wie „Himmelsröte“ oder „Nebelhöhe“ gibt es nur in VIEWFINDR und diese nutze ich selbst vollständig zur Planung. Dann gibt es die Fotospots. Diese brauchen wir als Datenpunkte. Ich weiß, die Idee einer App zum Teilen von Fotospots ist nicht neu, doch wir haben diese neu gedacht. Für uns ist ein Fotospot ein Datenpunkt. Irgendwann, so meine Vision, erhalte ich alle Infos zum Fotografieren aus VIEWFINDR. Polarlicht, Wellenhöhen, Gezeiten, Mond, Milchstraße, noch mehr Wetter…. Und das unmittelbar verknüpft mit dem jeweiligen Fotospot, denn nicht jedes Motiv ist für jedes Wetter und Licht geeignet. Man kann dann seinen Fotospots „folgen“ und wird per Benachrichtigung informiert, wenn sich am favorisierten Fotospot besonders Wetter anbahnt. Alle Daten die ein Landschaftsfotograf anschaut, von Wetter, Locationscouting, Sonnenstand oder so etwas wie PhotoPills, soll in VIEWFINDR intelligent verknüpft werden.

Zuletzt darf die Community nicht vergessen werden. Das sind die Landschaftsfotografen. Hier gilt geben und nehmen. Ich kann meine Fotospots in der App teilen und profitiere von den Fotospots anderer Fotografen und den Informationen dazu. Deshalb geht VIEWFINDR nicht ohne eine Community.   

4NP: Nun zu deinem tollen Portfolio. Auf deiner Website und auf Instagram sind viele atemberaubende Fotos zu finden. Gibt es vielleicht ein bestimmtes Foto, dass für dich einen ganz besonderen Moment widerspiegelt? Magst du von einer bestimmten Aufnahmesituation erzählen und uns dieses Bild zeigen? 

Bastian: Tatsächlich gibt es für mich nicht „das eine“ Foto. Ich habe ganz viele Lieblingsfotos. Nicht, weil diese jetzt besonders gut sind, sondern weil die Erlebnisse so schön waren. Ich habe Vulkanausbrüche fotografiert, bin mit dem Hubschrauber in den Orkan geflogen und jage Tornados. Doch heute zeige ich ein Foto des Orion-Nebels, dass ich erst vor ein paar Tagen belichtet habe. Das ist nichts Neues, aber für mich ist es „Neu“ und ein großer Erfolg! Denn ein Traum war es schon immer Deep Sky Photography zu machen. Endlich habe ich mir eine Ausrüstung leisten können und genügend Wissen angehäuft, dieses Foto zu realisieren. Es wird deshalb in Zukunft noch mehr davon zu sehen geben.

Der “Orion Nebel” © Bastian Werner

4NP: Unsere Leser interessieren sich auch immer für die Technik die hinter den Aufnahmen steht. Welches Kamerasystem kommt bei dir zum Einsatz? Und mit welchen Objektiven arbeitest du häufig? Wie sieht es mit Filter aus? 

Bastian: Ich bin mit Nikon und Sony unterwegs. Bei Nikon habe ich die „alten“ DSLR. Eine Nikon Z kommt mir nicht ins Haus, da bin ich zu Sony gewechselt. Objektive habe ich eigentlich alles von Tamron mit denen ich seit Jahren zusammen arbeite. Da kann ich mir frei aussuchen, was ich gerne momentan im Rucksack hätte. Filter benutze ich tatsächlich kaum. Mit HDR und Exposure Blending werden die Verlaufsfilter überflüssig. Polfilter ist der Effekt nur manchmal zu gebrauchen. Für die Astrofotografie werden aber viele Filter ins Haus kommen. Sonst bin ich zu faul für Filterfotografie und ich habe auch wenig Lust das ganze Zeug mit zu schleppen und anzuwenden. 

Polarlichter im Winter © Bastian Werner

4NP: Ein letzte Frage haben wir noch an dich:  Welche Tipps möchtest du Anfängern geben um sich in der Fotografie weiter zu entwicklen? Hast du einen guten Rat? 

Bastian: Niemand braucht die neuste Kamera und die neusten Objektive! Eine neue Kamera erst dann kaufen, wenn man technisch an die Grenze kommt. Vor allem werden die Sensoren seit 5-6 Jahren sowieso nicht mehr wirklich besser. HDR ersetzt den Dynamikumfang sowieso. Ich bin der Meinung, dass man für unter 1000€ eine super Ausrüstung für den Einstieg bekommt. Viel wichtiger ist das Reisen und Fototouren machen! Da muss das Geld investiert werden. Danach kann man sich irgendwann eine super Ausrüstung kaufen. Aber NIEMALS viel Geld für Kamerazeug ausgeben, bevor ihr nicht genau wisst, wofür ihr das eigentlich braucht. 

4NP: Vielen Dank Bastian für das interessante Interview und das du dir die Zeit dafür genommen hast. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg mit deiner Fotografie und der VIEWFINDR App!

Wir möchten euch nun einladen folgende Links zu besuchen um mehr über Bastian Werner zu erfahren!

Website von Bastian Werner: https://bastianw.de
Instagram: https://www.instagram.com/bastianw.de
Viewfindr App: https://viewfindr.net/de/