Text & Bilder von Arnold Schaffer

Eine der größten intakten Aulandschaften Mitteleuropas befindet sich in Österreich – der Nationalpark Donauauen. Die Großstadt Wien hat das Privileg, dass ein kleiner Teil des Nationalparks noch zum Stadtgebiet gehört. Ihr werdet euch nun denken dass wird dann so eine Art Parkanlage sein, doch dem ist nicht so. Ich erzähle euch jetzt von einer „echten Wildnis“ vor den Toren einer Millionenstadt.

Die Wildnis vor der Haustüre

Ich erkunde die Donauauen, die fast vor meiner Haustüre liegen, seit 2007 zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Bereits nach kurzer Wanderzeit und noch innerhalb der Stadtgrenze von Wien, beginnt eine einzigartige und wilde Aulandschaft die ihresgleichen sucht. Weitläufige Auwälder, Donau-Altarmgewässer und Heißländen auf denen im Frühjahr wilde Orchideen blühen, prägen das Landschaftsbild. Zudem kann man in den Auen wilde Tiere wie Wildschweine, Hirsche und Seeadler beobachten. Und an den Gewässern ist die Begegnung mit Eisvogel, Fischotter oder Biber keine Seltenheit.

Jedes Jahr im April erwachen die Donauauen mit frischen Grüntönen zu neuem Leben.

Landschaftsfotografie im Flachland

Obwohl es sich bei den Donauauen um eine sehr flache Landschaft handelt, ist sie auch durchwegs sehr reizvoll für Landschaftsfotografie. Neben den Herbstmonaten, lassen sich vor allem im Frühjahr zwischen April und Mai schöne Aufnahmen erstellen. Zu dieser Jahreszeit, beginnen die Auwälder wieder zum Blühen und an manchen Stellen ist alles mit Frühlingsblumen oder Bärlauchblüten übersät.

Erstes Morgenlicht durchdringt einen blühenden Auwald.

Im Mai verwandeln sich viele Auwälder in ein Meer voller Bärlauchblüten.

Weitere schöne Fotomotive lassen sich an den Donau-Altarmgewässern finden. Man erreicht diese Stellen am besten mit dem Fahrrad oder abenteuerlich über dem Wasserweg mit dem Kajak. In den frühen Morgenstunden bilden sich häufig stimmungsvolle Nebelschwaden über dem Wasser. Kombiniert mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages, lassen sich großartige Lichtstimmungen einfangen.

Sonnenaufgang an einem Nebelmorgen – das ist der Stoff für stimmungsvolle Naturfotografie.

Seerosen, oder angetriebenes Totholz bieten sich bei der Weitwinkelfotografie als wirkungsvoller Vordergrund an. Da die Auen immer wieder von Hochwasser durchflutet werden, verändert sich die Landschaft permanent. So gibt es immer wieder neue Motive zu entdecken und das Gebiet bleibt stets spannend.

Erstes Morgenlicht bei Hochwasser an einem weitläufigen Donau-Seitenarm.

Ein Seitenarm der Donau im Stadtgebiet von Wien. Nach einem Hochwasser bleibt angeschwemmtes Holz liegen.

Artenreiche Fauna und Flora

Aber nicht nur Landschaftsfotografen fühlen sich in den Auen der Donau wohl. Auch Tier -und Makrofotografen haben eine große Auswahl an Motiven. Letztere vor allem durch das große Angebot an wilden Orchideen und Insekten. So gibt es auf den Trockenrasen-Gebieten seltene wild wachsende Orchideen und besondere Schmetterlinge wie z.B. den Osterluzeifalter zu entdecken.

Auf den Trockenrasen-Gebieten wachsen viele verschiedene wilde Orchideen wie z.B. das kleine Knabenkraut.

Nur für kurze Zeit zwischen April und Mai kann der seltene Osterluzeifalter beobachtet werden.

 

Obwohl der Nationalpark Donauauen sehr Nahe an einer Millionenstadt liegt, handelt es sich hier um ein sehr natürliches und wildes Naturjuwel mit einem empfindlichen Ökosystem und einer riesigen Biodiversität. Doch diese Erkenntnis besteht noch nicht so lange.

Ein Sieg für den Naturschutz

Zum Abschluss möchte ich euch noch kurz die Geschichte zur Entstehung dieses Nationalparks erzählen. 1984 drohte mit dem Bau eines Wasserkraftwerks die Zerstörung dieses letzten frei fließenden Abschnitts der Donau mit seinen Auwäldern. Der Aufruf sämtlicher Umweltschutzvereinigungen und eine wochenlange friedlicher Aubesetzung von Aktivisten, bewegten die österreichische Bundesregierung zum nachdenken. Darauf folgende wissenschaftliche Untersuchungen brachten die Erkenntnis, dass das Gebiet einzigartig und schutzwürdig ist und der Bau eines Kraftwerks nicht mit einem Naturschutzgebiet vereinbar ist. Es war danach noch ein langer Weg, aber schliesslich wurden die Donauauen 1996 zu einem der 6 Nationalparks von Österreich erklärt und das Wasserkraftwerk wurde nie gebaut. Es ist schön, dass diese Geschichte gut ausgegangen ist und dieser wertvolle Lebensraum bewahrt wurde!

Links:

www.donauauen.at 
www.nationalparksaustria.at